Der Nutzen von Covid-19-Schutzimpfungen ist eindeutig belegt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Januar 2024 eine Studie vorgelegt, wonach allein in Europa etwa 1,4 Millionen Menschenleben durch Covid-19-Impfungen gerettet worden sind. Rund 2,5 Millionen Menschen sind in Europa am Sars-CoV-2-Virus gestorben, ohne Impfung wären es demnach fast vier Millionen Covid-Tote gewesen. Forschende des Imperial College in London haben Berechnungen für das erste Pandemie-Jahr in 185 Ländern angestellt. Demnach haben Covid-19-Impfungen die Zahl der weltweit zu erwartenden Todesfälle um 63 Prozent reduziert - das sind 20 Millionen Menschenleben, die gerettet wurden.
In Deutschland wurden 192 Millionen Impfdosen verimpft, weltweit rund elf Milliarden.
In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die staatliche Stelle für die Aufdeckung, Bewertung und die Prävention von Nebenwirkungen oder anderen Arzneimittel-bezogenen Problemen. Die Abteilung Arzneimittelsicherheit sammelt Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen und ergreift gegebenenfalls Maßnahmen. Für das PEI ist die Verdachtsfallmeldung eine zentrale Säule für die Beurteilung der Sicherheit von Arzneimitteln und die Überwachung des Nutzen-Risiko-Profils von Impfstoffen.
An der klinischen Erprobung des Impfstoffs Comirnaty von Biontech nahmen 44.000 Freiwillige teil, bei Vaxzevria von AstraZeneca waren es 24.000. Verglichen mit anderen klinischen Studien sind das sehr viele Teilnehmende.
Impfreaktion sind kurzzeitige Nebeneffekte eines Impfstoffs, die das übliche Ausmaß nicht überschreiten. Beispiele für typische Impfreaktionen sind Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle, erhöhte Temperatur, Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder andere grippeähnliche Beschwerden. Impfreaktionen sind ein gutes Zeichen, denn sie zeigen: Das Immunsystem springt an. Eine Impfung täuscht eine Infektion vor, der Körper schaltet auf Alarmbereitschaft um und zeigt Symptome. In dieser Zeit lernt das Immunsystem, woran es die Coronaviren erkennt und bildet Abwehrzellen. Impfreaktionen verschwinden nach ein paar Tagen wieder. Symptome in zeitlicher Nähe zu einer Impfung müssen nicht zwingend im ursächlichen Zusammenhang mit einer Impfung stehen.
Eine Nebenwirkung ist laut Paul-Ehrlich-Institut eine schädliche und unbeabsichtigte Reaktion auf einen Impfstoff. Als schwerwiegend gelten Nebenwirkungen, die tödlich oder lebensbedrohend sind, eine stationäre Behandlung oder Verlängerung einer stationären Behandlung erforderlich machen, zu bleibender oder schwerwiegender Behinderung, Invalidität, angeborenen Anomalien oder Geburtsfehlern führen. Verdachtsfälle von Nebenwirkungen sind nicht identisch mit erkannten Nebenwirkungen. Das PEI betont, dass allein aus der Anzahl der Verdachtsfallmeldungen nicht auf die Häufigkeit einer Nebenwirkung geschlossen werden kann. Bereits ermittelte Nebenwirkungen werden in den Produktinformationen des jeweiligen Impfstoffs aufgeführt. Die allermeisten Nebenwirkungen waren bereits aus Zulassungsstudien bekannt und standen von Anfang an auf dem Beipackzettel.
Als Impfkomplikationen werden alle über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigungen verstanden. Verdachtsfälle von Impfkomplikationen unterliegen laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) der namentlichen Meldepflicht durch medizinisches Personal an das Gesundheitsamt. Das Gesundheitsamt übermittelt Verdachtsfallmeldungen von Impfkomplikationen in pseudonymisierter Form der zuständigen Landesbehörde, welche die Meldung ans Paul-Ehrlich-Institut weiterleitet. Impfkomplikationen sind eine Form von Nebenwirkungen.
Unter einem Impfschaden versteht man laut Sozialgesetzbuch eine gesundheitliche Schädigung, die über das übliche Ausmaß einer Reaktion auf eine Schutzimpfung hinausgeht. Die Impfschadensbegutachtung ist eine individuelle medizinische, klinische Begutachtung der betroffenen Person und der Folgen des mutmaßlichen Impfschadens. Vorübergehende Gesundheitsstörungen von bis zu sechs Monaten werden nicht berücksichtigt. Haben Geimpfte oder deren Angehörige den Verdacht, nach einer öffentlich empfohlenen Schutzimpfung einen Impfschaden erlitten zu haben, besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf Versorgung nach dem Bundesversorgungsgesetz zu stellen. Dieser muss bei dem Landesversorgungsamt des Bundeslandes gestellt werden, auf dessen Gebiet die Impfung durchgeführt wurde. Das Paul-Ehrlich-Institut ist für die Bearbeitung von Anträgen auf Impfschadensanerkennung nicht zuständig und verfügt auch über keine Informationen und Zahlen/Daten zu anerkannten Fällen.
Medizinische Ereignisse, die in zeitlicher Nähe nach einer Impfung aufgetreten und nicht eindeutig auf andere Ursachen zurückzuführen sind, sollten gemeldet werden. Das ist beim behandelnden Arzt möglich oder online über das gemeinsame Meldeportal des Paul-Ehrlich-Instituts und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Auf nebenwirkungen.bund.de sind jeweils Meldeformulare für Arzneimittel, für Covid-19-Impfstoffe und für alle anderen Impfstoffe abrufbar. Während der Corona-Pandemie nutzte das PEI für Meldungen auch die App "SafeVac".
Das Paul-Ehrlich-Institut hat vom 27. Dezember 2020 bis einschließlich 31. März 2023 insgesamt 340.282 Meldungen über den Verdacht einer Nebenwirkung bzw. Impfkomplikation registriert. Bei 192,2 Millionen Impfungen mit den in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffen entspricht das 1,77 Verdachtsfallmeldungen pro 1.000 Impfungen. In 3.315 Fällen wurde ein tödlicher Verlauf in unterschiedlichem zeitlichen Abstand nach einer Covid-19-Impfung mitgeteilt. Bei nur 127 dieser Todesfälle bewertete das Paul-Ehrlich-Institut die jeweilige Covid-19-Impfung als plausible Ursache. Wenn man das auf die Gesamtzahl der in Deutschland verabreichten Impfdosen bezieht, dann hat es in 0,00006 Prozent der Impfungen einen Todesfall gegeben. Die Listen mit gemeldeten Verdachtsfällen sind beim PEI öffentlich einsehbar.
Laut PEI sind Myokarditis und Perikarditis (Herzbeutelentzündung) als sehr seltene Nebenwirkungen bei Impfung mit den mRNA-Impfstoffen Comirnaty (Hersteller Biontech) und Spikevax (Hersteller Moderna) oder mit Nuvaxovid (Hersteller Novavax) bekannt. Laut Studien sind vor allem junge Männer bis 29 Jahre betroffen. Bei Kindern unter zwölf Jahren wurde in Deutschland kein Fall berichtet. Statistisch treten Myokarditis und Perikarditis nach Covid-19-Impfungen in einer Häufigkeit von weniger als 1:10.000 auf und klingen bei den meisten Betroffenen auch wieder ab. Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Risiko, nach einer Covid-19-Infektion an Myokarditis zu erkranken, etwa doppelt so hoch ist wie nach einer Impfung. Insgesamt wurden dem PEI 2.312 Verdachtsfallmeldungen einer Myo- und/oder Perikarditis nach Gabe von Comirnaty-Impfstoffen, 632 Verdachtsfallmeldungen nach Spikevax-Impfstoffen und neun Verdachtsmeldungen nach Nuvaxovid mitgeteilt.
Laut PEI-Sicherheitsbericht sind anaphylaktische, also allergische Reaktionen sehr seltene Nebenwirkungen nach Impfungen. Aktuelle Studien liefern Hinweise darauf, dass die Häufigkeit einer allergischen Reaktion nach Impfung mit Comirnaty und Spikevax vergleichbar ist mit der des Vakzins Vaxzevria von AstraZeneca und Nicht-Covid-19-Impfstoffen. Das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) registrierte eine Häufigkeit einer Anaphylaxie von 4,7 (Comirnaty) beziehungsweise 2,5 (Spikevax) Fällen auf eine Million Impfungen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Mehrzahl der bestätigten allergischen Reaktionen nach Covid-19-Impfung nicht durch Antikörper auf das Antigen im Impfstoff zurückzuführen war, sondern auf andere Bestandteile der Impfung. Allergische Reaktionen auf Impfungen lassen sich in der Regel gut behandeln. Laut Allergologen können sich fast alle Menschen mit Allergien impfen lassen.
Nach Impfung mit den Vektorimpfstoffen Vaxzevria von AstraZeneca und Jcovden von Johnson & Johnson erlitten im Frühjahr 2021 etwa 70 Menschen in Deutschland eine schwere Thrombose, oft in der Sinusvene, einem Blutgefäß, das für die Versorgung des Gehirns zuständig ist. Ursächlich dafür waren Autoantikörper, die die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt hatten. Der Nachweis des Mechanismus gelang Forschern der Universität Greifswald. In den Produktinformationen ist das Erkrankungsbild auch als Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) beschrieben. TTS-Fälle können tödlich enden, treten nach Covid-19-Impfungen aber sehr selten auf. Dem Paul-Ehrlich-Institut wurden insgesamt 263 Fälle eines TTS nach Vaxzevria und 20 Fälle eines TTS nach Jcovden berichtet. Die WHO hat ein geschätztes Risiko von einem Fall auf 100.000 geimpfte Erwachsene angegeben. Der Impfstoff Vaxzevria ist in Deutschland seit 1. Dezember 2021 nicht mehr verfügbar.
Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine akute Entzündung des peripheren Nervensystems und der Nervenwurzeln. In der Folge kommt es zu einer aufsteigenden Lähmung. In den meisten Fällen bilden sich die Symptome zurück. GBS ist eine sehr seltene Nebenwirkung der vektorbasierten Covid-19-Impfstoffe Vaxzevria (AstraZeneca) und Jcovden (Johnson & Johnson). In einer gesonderten Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts zwischen dem 27. Dezember 2020 und dem 31. August 2021 wurden 214 GBS-Fälle nach Covid-19-Impfungen gemeldet, davon wurden 58 Fälle ursächlich anderen Infektionen zugeordnet oder der zeitliche Abstand zwischen Impfung und Reaktion war nicht plausibel.
Die idiopathische Fazialisparese (Bell's palsy/BP) ist eine plötzlich auftretende Gesichtslähmung, die auf eine Entzündung des Gesichtsnervs zurückzuführen ist. Sie tritt in 15 bis 30 Fällen pro 100.000 Einwohner auf. Als Ursachen gelten virale Infektionen, Entzündungen und Ischämie (Durchblutungsstörung). BP wurde nach Auffälligkeiten in den randomisierten, Placebo-kontrollierten klinischen Prüfungen bei Comirnaty (Biontech) und Spikevax (Moderna) als mögliche Nebenwirkung in die Produktinformation aufgenommen. Studien nach der Zulassung fanden jedoch kein signifikant erhöhtes Risiko für BP nach Impfung mit diesen beiden Vakzinen. BP trat signifikant häufiger nach einer Sars-CoV-2-Infektion als nach einer Covid-Impfung auf.
Das Paul-Ehrlich-Institut verzeichnete bis zum 31. März 2023 insgesamt 1.452 Meldungen über Verdachtsfälle, die zum Beispiel als Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) berichtet wurden oder als "Post-Vac". Unter dem Begriff "Post-Vac" (deutsch: nach Impfung) werden Beschwerden zusammengefasst, wie sie auch mit schwerem Long Covid und Post Covid in Verbindung gebracht werden. Auslöser könnte Long-Covid-Forschenden zufolge das Spike-Protein sein, das nicht nur ein Merkmal des Erregers selbst ist, sondern nach der Impfung auch vom Immunsystem selbst hergestellt wird, um Antikörper hervorzurufen. Auffällig ist ein Ungleichgewicht zwischen Meldungen solcher Verdachtsfälle in Deutschland und weltweit. Obwohl Deutschland (192 Millionen Dosen) nur einen Bruchteil der weltweiten Covid-19-Impfdosen (rund elf Milliarden) verimpft hat, kommt die Hälfte der international gemeldeten Verdachtsfälle zu diesen Beschwerden (rund 3.000) aus der Bundesrepublik.