Gerstenkorn am Auge erkennen und effektiv behandeln

Stand: 30.07.2024 09:07 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Ein Gesternkorn (Hordeolum) ist ein Knoten am Rand des Lids oder seiner Innenseite und entsteht durch Entzündung von Talgdrüsen. Symptome wie Schwellung, Fremdkörpergefühl und Schmerzen sind typisch.

von Ursula Stamm

Das Gerstenkorn wird medizinisch Hordeolum genannt und tritt am Rand des Lids beziehungsweise der Innenseite des Augenlids auf. Diese Augenlidentzündung entsteht an Drüsen, die Talg für den Tränenfilm produzieren. Sie führt beim Hordeolum zur Schwellung am Lidrand, die manchmal wie ein Pickel erscheint. Beim äußeren Gerstenkorn (Hordeolum externum) ist der Lidrand von dieser Schwellung betroffen, beim inneren Gerstenkorn (Hordeolum internum) kann das ganze Lid geschwollen sein.

Gerstenkorn: Drei Fakten auf einen Blick

Das Gerstenkorn ist schmerzhaft: Durch Entzündung des Augenlids entsteht eine drückende Schwellung, das Augenlid ist gerötet. Tritt ein Gerstenkorn an der Lidinnenseite auf, kann das ganze Augenlid anschwellen.

Wie entsteht ein Gerstenkorn?

Ursache für das Gerstenkorn ist eine Entzündung an besonderer Stelle im Auge: Im Augenlid sitzen Schweißdrüsen (Moll-Drüsen) und Talgdrüsen (Meibom-Drüsen, Zeis-Drüsen), die dafür sorgen, dass die Augen nicht austrocknen. Das in den Talgdrüsen produzierte Fett vermischt sich mit dem Tränenfilm und hält die Augen feucht. Wenn eine dieser Drüsen verstopft oder mit Bakterien infiziert ist, kann sich die Zusammensetzung des Tränenfilms verändern und das Lid des Auges entzündet sich und bildet Eiter. Je nach Ursache entsteht ein Gerstenkorn oder ein sogenanntes Hagelkorn.

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Eine Frau tropft sich Tropfen ins Auge. © fotolia.com Foto: pix4U

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Meist sind Hautbakterien Auslöser des Gerstenkorns

Entzündungen am Augenlid, die zur Entstehung eines Gerstenkorns führen, haben meist eine Ursache: Bakterien. Genauer geht es um solche Bakterien, die auf der Haut vorkommen, wie Staphylokokken und seltener Streptokokken. Sie können ins Auge gelangen, wenn man sich zum Beispiel mit infizierten Händen am Auge reibt. Auch Schmutz an den Fingern oder eine allgemeine Entzündung des Lidrands begünstigen bakterielle Infektionen und so die Entstehung eines Hordeolums.

Symptome: Daran erkenne ich ein Gerstenkorn

Ein Gerstenkorn beginnt meist mit einem geröteten Oberlid oder Unterlid, das im Bereich der Wimpern anschwillt. Im weiteren Verlauf entsteht eine Art Knoten oder "Pickel", der erbsengroß werden kann und sich mit Eiter füllt - das ist oft als gelber Punkt im Zentrum des Gerstenkorns zu sehen. Klassische Symptome eines Gerstenkorns sind:

  • Fremdkörpergefühl am Augenlid (wie Sand oder ein Korn im Auge)
  • Schwellung am Augenlid, die Schmerzen hervorruft
  • Juckreiz am Auge
  • Rötung (auch bedingt durch gereizte Bindehaut)
  • verschwommenes Sehen
  • Druckgefühl am Auge
  • manchmal Austritt von eitriger Flüssigkeit

Die Entzündung kann auch die Bindehaut des Auges reizen. Durch die Eiteransammlung lässt sich ein Gerstenkorn grundsätzlich gut von einigen anderen Erkrankungen des Auges unterscheiden, wie zum Beispiel einer Bindehautentzündung. Verwechslungsgefahr besteht allerdings mit dem Hagelkorn.

Schwellung am Lid: Gerstenkorn oder Hagelkorn?

Für Laien ist das Gerstenkorn schwer zu unterscheiden vom sogenannten Hagelkorn (Chalazion), denn beide führen zu einer Schwellung am Augenlid beziehungsweise Lidrand und bei beiden liegt die Ursache in Talg produzierenden Drüsen. Wichtige Unterschiede:

  • Ein Hagelkorn entwickelt sich langsamer als ein Gerstenkorn und die Schwellung schmerzt in der Regel nicht selbst (natürlich kann es aber auch beim Hagelkorn zu Reizungen des Auges kommen).
  • Ursache für das Hagelkorn (Chalazion) ist eine verstopfte Talgdrüse (Meibom-Drüse), in der sich Sekret staut. Eine Infektion mit Bakterien spielt aber bei der Entstehung des Hagelkorns keine Rolle - ganz im Gegensatz zum Gerstenkorn.

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Hagelkorn: Auge mit rundlicher, dicker Schwellung am Oberlid © imago images / Panthermedia Foto: barth-werbung.de

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Risikofaktoren: Warum bekommen manche Menschen häufiger ein Gerstenkorn?

Es gibt einige Faktoren, die das Risiko erhöhen, ein Gerstenkorn zu entwickeln:

  • Wer Kontaktlinsen trägt, sollte besonders auf Hygiene und die gründliche Reinigung der Linsen achten - beim Einsetzen der Kontaktlinsen können sonst Bakterien ins Auge gelangen und ein Gerstenkorn hervorrufen.
  • Make Up kann die Drüsen am Augenlid regelrecht verkleben, was die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Gerstenkorns erhöht. Sorgfältiges Abschminken der Augen ist darum besonders wichtig.
  • Ein weiterer Risikofaktor sind Erkrankungen, die mit einem geschwächten Immunsystem einhergehen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus. Auch Hormonschwankungen und chronische Hauterkrankungen wie Rosazea begünstigen die Entstehung eines Gerstenkorns.
  • Faktoren und Verhaltensweisen, die das Immunsystem schwächen, zum Beispiel Stress, Schlafmangel oder eine ungesunde Ernährung.

Diagnose: Wie wird ein Gerstenkorn festgestellt?

Besteht ein Gerstenkorn länger als zwei Wochen, breitet sich die Augenlidentzündung weiter aus und/oder bereitet starke Schmerzen, sollte man einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufsuchen. Der Arzt oder die Ärztin wird zusätzlich die Sehfähigkeit untersuchen, indem er oder sie sich die Augen und die Lider mithilfe einer so genannten Spaltlampe anschaut. Da Gerstenkörner meist durch Staphylokokken ausgelöst werden, ist ein Abstrich zur Bestimmung der Keime selten notwendig. Weitere Bluttests oder Gewebeuntersuchungen werden nur dann notwendig, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder der Verdacht auf eine bösartige Hautwucherung besteht.

Ansteckungsgefahr: So ansteckend ist ein Gerstenkorn

Das Gerstenkorn (Hordeolum) ist ansteckend. Und zwar, wenn man bestimmte Hygieneregeln nicht beachtet. Vom Gerstenkorn Betroffene können andere anstecken, wenn sie sich ans Auge fassen und anschließend Oberflächen berühren, beispielsweise eine Türklinke (Schmierinfektion). Auch ein gemeinsam benutztes Handtuch kann andere Menschen mit den Bakterien des Gerstenkorns infizieren. Deshalb sollten sich Betroffene die Hände gründlich mit Seife waschen, wenn sie ihr Auge berührt haben - übrigens auch um eine Infektion des zweiten Auges zu vermeiden. Das gemeinsame Benutzen von Handtüchern sollte während der Erkrankung ganz vermieden werden, ähnlich wie bei einer infektiösen Bindehautentzündung.

Wann kann ein Gerstenkorn gefährlich werden?

In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass sich die Entzündung am Augenlid auf die Augenhöhle ausbreitet und das Sehen beeinträchtig. Solche Komplikationen sind beim Gerstenkorn allerdings sehr selten, vor allem bei ansonsten gesunden Menschen.

Behandlung: Wie wird man ein Gerstenkorn schnell los?

Meist verschwindet ein Gerstenkorn ganz von allein. Das mit Eiter gefüllte Knötchen platzt auf, der darin angestaute Eiter fließt ab und die Entzündung bildet sich zurück. Der Einsatz von Salben oder Augentropfen sollte immer mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind der Einsatz von Antibiotika oder die Eröffnung des Gerstenkorns durch Ärztin oder Arzt.

Gerstenkorn mit Antibiotika behandeln

Um eine Ausbreitung der Infektion auf das gesamte Auge zu vermeiden, kann der Augenarzt oder die Augenärztin eine antibiotikahaltige Salbe oder Augentropfen verschreiben. Auch bei der Anwendung von Salben oder Augentropfen ist es wichtig auf die Hygiene (Handhygiene) zu achten, damit sich Bakterien nicht ausbreiten. Antibiotika als Tabletten, Saft oder Infusion sind nur dann sinnvoll, wenn etwa durch ein geschwächtes Immunsystem das Risiko für eine Ausbreitung der Infektion über das Augenlid hinaus und damit das Risiko für Komplikationen erhöht ist.

Gerstenkorn aufschneiden

Wenn sich ein Gerstenkorn nicht innerhalb von zwei Wochen von allein entleert, kann ein kleiner Eingriff (ambulant) in der Augenarztpraxis durchgeführt werden. Dabei wird die Haut des Gerstenkorns aufgeschnitten, damit der Eiter ablaufen kann.

Auf keinen Fall sollte man versuchen, ein Gerstenkorn selbst zu öffnen - weder durch Druck noch mit einem spitzen Gegenstand. Die Wahrscheinlichkeit sich zu verletzen oder noch mehr Bakterien in die Wunde einzutragen und die Infektion in und um das Gerstenkorn zu verschlimmern, ist sehr hoch.

Welche Hausmittel helfen ein Gerstenkorn zu behandeln?

Auch wenn die Wirksamkeit von Hausmitteln bei der Behandlung von Gerstenkörnern nicht durch Studien belegt ist, kann es sich lohnen folgende Hausmittel vorsichtig auszuprobieren:

  • Trockene Wärme - zum Beispiel durch den Einsatz einer Rotlichtlampe. Die Wärme kann bewirken, dass sich das Gerstenkorn schneller öffnet und Eiter abließen kann. Länger als fünf Minuten sollte man allerdings nicht mit geschlossenen Augen vor der Rotlichtlampe sitzen. Wichtig für diese Behandlung ist auch, einen Abstand von etwa 50 Zentimetern zum Gerät einzuhalten. Achtung: Feuchte Wärme ist zur Behandlung nicht empfehlenswert, da sie dazu führen kann, dass sich die bakterielle Entzündung weiter ausbreitet.
  • Hilfreich kann auch eine Massage des Lidrandes sein, durch die sich die verstopften Drüsen öffnen sollen und Eiter und Sekret ablaufen können. Dafür gibt es in der Apotheke auch spezielle Reinigungstücher oder Flüssigkeiten, die auf eine Kompresse aufgetragen werden. Wichtig für diese Behandlung ist es, sich vor und nach der Lidrandmassage gründlich die Hände zu waschen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, das Gerstenkorn dabei auszudrücken.

Bei Gerstenkorn auf Kontaktlinsen verzichten

Wer Kontaktlinsen trägt, sollte bei einem Gerstenkorn auf das Tragen der Linsen verzichten und eine Brille tragen, solange die Entzündung anhält. Bevor die Kontaktlinsen nach Abklingen der Symptome wieder eingesetzt werden, sollten sie außerdem auf jeden Fall gründlich gereinigt werden - grundsätzlich besteht auch durch Kontaktlinsen Ansteckungsgefahr.

Verlauf: Wie lange dauert es, bis ein Gerstenkorn verschwindet?

Ein Gerstenkorn entsteht recht schnell, meist innerhalb weniger Tage. Und: Ein Gerstenkorn verschwindet meist auch recht schnell wieder. Nach etwa einer Woche fließt der Eiter in der Regel von selbst ab und die Entzündung geht zurück. Sollte das nach zwei Wochen allerdings noch immer nicht der Fall sein, sollten Betroffene einen Augenarzt oder eine Augenärztin konsultieren.

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