Peggy Parnass auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg beigesetzt
Bewunderung für eine mutige, immer freundliche und herzenswarme Frau. Bei einer würdevollen und leisen Feier haben heute Hunderte von Menschen Peggy Parnas gewürdigt - in und vor dem Jüdischen Gebetsraum auf dem jüdischen Friedhof im Hamburg-Ohlsdorf. Die Autorin, Journalistin, Publizistin und Holocaust-Überlebende war am 12. März im Alter von 97 Jahren gestorben.
"Peggy hat nicht nur eine jüdische Geschichte, sie ist eine jüdische Geschichte", sagte Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, der die Zeremonie eröffnete. Es sei eine Geschichte von schwierigen und von besseren Zeiten. "Es ist eine Geschichte von Untergang, aber auch von Aufstieg und Wiedergeburt. Peggy ist hier in Hamburg geboren, hat hier in Hamburg gelebt und Hamburg geliebt – Peggy ist Hamburg, und Hamburg ist Peggy", sagte Bistritzky.
Berührende Worte von Parnass' Schwägerin aus Israel
Besonders berührte die Rede von Shlomit Parnass, einer Schwägerin von Peggy Parnass, die aus Israel angereist war. Mit emotionalen Worten stellte sie sich vor, wie Parnass jetzt wieder mit ihrer Familie vereint ist. "Ich sehe dich, wie du deine Eltern triffst, die du so sehr geliebt und vermisst hast. Mit deinem kleinen Bruder Gady, der auf dich gewartet hat, seitdem er uns vor vier Jahren verlassen hat."
"Bis ins hohe Alter voller Tatendrang und Zuneigung"

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher würdigte Parnass als außergewöhnliche Bürgerin der Hansestadt. Sie sei ihr Leben lang entschieden gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung eingetreten. Als Reporterin und Autorin habe sie zur Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen beigetragen. Er erinnerte auch an die Lebensfreude der NS-Zeitzeugin, deren Eltern von den Nationalsozialisten im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurden. "Peggy Parnass war bis ins hohe Alter voller Tatendrang und Zuneigung zu ihren Mitmenschen, nachdem sie selbst in ihrer Jugend großes Unrecht und Leid erfahren hat."
Auch die Leiterin des Ernst-Deutsch-Theaters und enge Freundin, Isabella Vértes-Schütter, sprach berührende Worte: "Ich habe dich, Peggy, in unserer Welt vor allem als eine ganz große Liebende wahrgenommen." Auch die Schauspielerin Sylvia Wempner und der Maler Ulrich Rölfing würdigten die Verstorbene. Unter den Trauergästen waren Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Polizeipräsident Falk Schnabel.
"Sie war offen für alle"
In Hamburg galt Parnass als "heimliche Königin" des Stadtteils St. Georg und Ikone der Schwulenbewegung. Als Journalistin, Autorin und Publizistin setzte sie sich immer wieder für die Rechte von Minderheiten ein. Der Blick in die Trauergemeinde spiegelte die Vielfalt von Peggy Parnass Leben wider. Neben Transmenschen und Mitgliedern der queeren Community standen orthodoxe Juden. "Das war das Einzigartige an dieser zarten und unglaublich starken Frau mit den feuerroten Haaren: Sie war offen für alle. Und daran werden sich die Menschen bestimmt lange erinnern", meint NDR 90,3-Reporter Peter Helling. Peggy Parnass war offen für alle. Daran werden sich die Menschen lange erinnern.
