Jörg Widmanns "Towards Paradise" mit Håkan Hardenberger
Blicke in eine bessere Welt: Um nichts weniger ging es im 4. Sinfoniekonzert C. Weltklasse-Trompeter Håkan Hardenberger interpretierte "Towards Paradise" und Jörg Widmann, der Erste Gastdirigenten der NDR Radiophilharmonie, dirigierte.
Während die kriegerischen Töne in Felix Mendelssohn Bartholdys "Schottischer" Sinfonie ganz zuletzt einem rauschenden Freudenhymnus weichen, strebt Jörg Widmanns "Towards Paradise" einen utopischen Schwebezustand an. Protagonist dieser spannenden musikalischen Reise ins Ungewisse war zum einen Jörg Widmann selbst - Komponist und zugleich Erster Gastdirigent der NDR Radiophilharmonie seit dieser Saison - und zum anderen der gefeierte schwedische Trompeter Håkan Hardenberger.
Widmanns Sicht auf Mendelssohns "Schottische"
"Ein packendes Plädoyer für Mendelssohn" nannte der Kritiker Dennis Roth vom Klassik-Magazin die Einspielung der "Schottischen" Sinfonie, die Jörg Widmann 2019 als Dirigent des Irish Chamber Orchestra vorgelegt hatte. Schlankheit, Frische, Temperament sind die Kennzeichen von Widmanns Zugriff auf das Werk, mit dem er es von allzu viel programmatischem Ballast befreit. Denn auch wenn sich Felix Mendelssohn Bartholdy auf seiner Schottland-Reise von konkreten Eindrücken inspirieren ließ, ist diese Sinfonie doch weitaus mehr als nur ein klingendes Souvenir: eine Seelenerkundung zwischen tiefster Melancholie und höchster Verzückung, die mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft schließt.
Widmanns "Towards Paradise" mit dem Weltklasse-Trompeter Håkan Hardenberger
Eine Reise stellt auch "Towards Paradise" dar, und das ganz wörtlich. Aus dem Dunkel der Kulissen tritt der Solist auf die Bühne, sucht seinen Platz, mäandert durch das Orchester, um ganz am Ende, in sphärischer Stille, wieder in der Ferne zu entschwinden. Nicht nur Klänge, sondern auch Bewegung und Licht sind gleichwertige Bestandteile der Komposition. Damit setzt Jörg Widmann seine mehrteilige "Labyrinth"-Reihe fort. Und wer wäre der geeignetere Solist als Håkan Hardenberger? Der aus Malmö stammende Ausnahmetrompeter hat sich schon immer für Neue Musik eingesetzt. Komponisten wie Hans Werner Henze, Toru Takemitsu, Arvo Pärt und Harrison Birtwistle schrieben Werke für ihn. Einen "Überschallvirtuosen" nannte ihn die Berliner Morgenpost, einen "Koloss" der britische Guardian.
Konzerteinführung
Als kurzweilige Vorbereitung auf die Konzerte gab es die Konzerteinführung "Auftakt mit Edelmann & Cello", um 19 Uhr im Großen Sendesaal.