"Die Jahreszeiten" - Ein Haydn-Jazz-Spaß
Von Tobias Richtsteig
"'Die Jahreszeiten' haben mir den Rest gegeben. Ich hätte sie nicht schreiben sollen", bemerkte Joseph Haydn (1732-1809) gegen Ende seines Lebens bitter. Bald nach der Premiere des Oratoriums 1801 hatte er aus gesundheitlichen Gründen das Komponieren einstellen müssen - eine Strafe für den einfallsreichen Komponisten: Über 340 Stunden Musik umfasst sein Werkverzeichnis.
Haydns Werk "Die Jahreszeiten" erwacht nun zu neuem Leben: beim Konzert am 19. April im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, neu arrangiert und eingerichtet für die NDR Bigband und einen großen Chor bestehend aus dem Opernchor des Staatstheaters und der Schweriner Singakademie e. V.
Haydn befreit von barocker Strenge
Zugegeben, die Textvorlage des Oratoriums war ungewöhnlich: Statt antiker oder kirchlicher Helden stellen "Die Jahreszeiten" Bauern in den Mittelpunkt, Saat und Ernte, Schäferstündchen und Weinfest. Doch Haydn sah die Chance und ließ die barocke Form ins Kraut schießen: Sein Oratorium erblühte zum tonmalerischen Meisterwerk der Wiener Klassik. Seither ist der Kreislauf der Natur viele Male fortgeschritten.
Eine zündende Idee
Ulrich Barthel, der beide Chöre leitet, den Opernchor und die Schweriner Singakademie, hatte die gute Idee: "Die Jahreszeiten, das sind wunderschöne, eingängige Melodien, nicht überladen mit Pathos, handfeste, natürliche Stimmungsbeschreibungen - schlicht und trotzdem ergreifend. Unser Chor hier singt ja mehr als nur Oper. Und als ich einmal die NDR Bigband live erlebte, dachte ich: Das könnte doch auch gut mit uns - und mit Haydn - klingen."
Jeder für sich und doch wunderbar zusammen
Bei der NDR Bigband fiel die Idee schnell auf fruchtbaren Boden. "Ich mag Haydn sowieso gerne", sagt Jörg Achim Keller, der Chefdirigent der Band. "Wenn ich zu Hause Musik höre, ist da viel Klassik dabei. Es gibt da immer etwas zu entdecken für einen Jazzer. Da ist eine Eindeutigkeit und Klarheit, aber gleichzeitig kann man da auch Raffinesse lernen, die man vielerorts im Jazz nicht findet. Das ist inspirierend, so etwas macht man nicht jeden Tag."
Keller richtet Haydns Orchesterpartien für die NDR Bigband in ein Jazz-Idiom des 21. Jahrhunderts ein, "für den Chor bleibt es bei Haydn", ergänzt Ulrich Barthel: "Jeder macht, was er am besten kann." Das Ergebnis darf getrost mit Spannung erwartet werden.
"Die Jahreszeiten" - Ein Haydn-Jazz-Spaß
Das hat's noch nicht gegeben: Wie Musik von Joseph Haydn und Jazz zusammengehen, ist mit der NDR Bigband, Chören und Solisten im Schweriner Staatstheater am Freitag zu erleben.
- Art:
- Konzert
- Datum:
- Ort:
-
Mecklenburgisches Staatstheater
Alter Garten 2
19055 Schwerin - Telefon:
- (0385) 53 00 123
- Preis:
- 37,- / 31,- / 24,- / 19,- / 10,- Euro
- Öffnungszeiten:
- Mo-Fr 10-18 Uhr
Sa 10-13 Uhr
Abendkasse: 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn - Hinweis:
- Karten unter: theater-schwerin.de/karten