Luigi Grasso, Bariton-Saxofonist der NDR Bigband © Steven Haberland Foto: Steven Haberland

"Alle geben ihr Bestes - das inspiriert mich!"

Stand: 28.02.2019 12:21 Uhr

Luigi Grasso ist seit April 2019 der neue Baritonsaxofonist der NDR Bigband. Er kam aus gesundheitlichen Gründen zur Musik - das änderte sein Leben auf viele Weisen.

Sie sind in Italien aufgewachsen, haben in Bologna studiert, einige Zeit in New York verbracht - und als die Bariton-Stelle der NDR Bigband ausgeschrieben wurde, lebten Sie schon fast zehn Jahre in Paris, wo sie am Konservatorium unterrichteten. Was hat Sie daran gereizt, für die NDR Bigband nach Deutschland zu kommen?

Luigi Grasso: Naja, ich muss sagen, als Jazz-Musiker und Saxofonist hatte ich immer eine Schwäche für Bigbands. Und hier bin ich in der unglaublich tollen Situation, mit einem stilsicheren Ensemble und virtuosen Solisten zu arbeiten. Dabei lerne ich natürlich auch viele talentierte Komponisten und Arrangeure kennen, die mit der Band arbeiten. Da ich selbst ebenfalls als Komponist und Arrangeur tätig bin, ist das eine großartige Gelegenheit, von anderen zu lernen.

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Der Bariton-Saxofonist Luigi Grasso. © Philippe Levy-Stab Foto: Philippe Levy-Stab

Benvenuto, Luigi Grasso!

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Und was mir wirklich wichtig ist: Ich erlebe bei den Musikern der NDR Bigband eine unglaublich beeindruckende musikalische Haltung. Bei den Proben, auf der Bühne, im Studio - immer geben alle ihr Bestes. Das mag ich sehr, denn es bringt einen dazu, das selbst genauso zu tun. Als Künstler wirst du immer von solchen Leuten inspiriert - und mit all den großartigen Solisten in der Band bin ich wirklich sehr glücklich, dazuzugehören.

Auf Ihrem Instrument haben Sie früh angefangen - mit fünf Jahren schon. Ursprünglich aber nicht in erster Linie aus musikalischen Gründen, sondern aus gesundheitlichen. Was steckte dahinter?

Biografisches in Kürze

Luigi Grasso wurde 1986 in Italien geboren und ist dort in einer Kleinstadt in den Bergen Kampaniens aufgewachsen.

Instrumente: Baritonsaxofon, Bass-Klarinette

Er spielt Saxofon seit er fünf Jahre alt ist und veröffentlichte sein erstes Album im Alter von 13 Jahren. Später studierte er Komposition am Konservatorium in Bologna und lebte nach seinem Abschluss einige Jahre in Paris, wo er am Konservatorium unterrichtete. Neben seinen eigenen Projekten wie dem "Luigi Grasso Quartet" und "The Greenwich Session" nahm er zahlreiche Alben mit internationalen Künstlern auf und arbeitete als musikalischer Direktor für die Sängerin China Moses.

Seit 2019 ist Luigi Grasso festes Mitglied der NDR Bigband.

Grasso: Ich hatte damals Asthma, wirklich schlimmes: Ich konnte nicht rennen, bin ganz schnell aus der Puste gekommen. Der Arzt damals sagte, ich müsse meine Atmung trainieren, schwimmen gehen oder so. Und meine Eltern - die große Musikliebhaber sind - fragten: "Wie wäre es, wenn er ein Blasinstrument spielen würde, wäre das auch hilfreich?" Und der Arzt sagte: "Na, klar!"

Also fing ich mit dem Saxofon an. Fünf Jahre später war das Asthma weg - komplett! Auf diese Art und Weise fühlte ich mich meinem Instrument schon früh sehr verbunden. Schließlich hatte es mir dabei geholfen, dass ich dann eben doch irgendwann draußen rumrennen und mit meinem Bruder Fußball spielen konnte!

Und diese enge Verbindung blieb und wuchs, sie haben als Kind eigentlich jede freie Minute mit Musik verbracht - und das größtenteils autodidaktisch, oder?

Grasso: Ich bin in einer kleinen Stadt aufgewachsen, es gab einfach nicht so viele Lehrer. Wir hatten zuhause aber fast 1.500 Platten, und ich habe hauptsächlich einfach dazu gespielt. Ich hatte Glück, weil ich ein absolutes Gehör habe, fiel es mir leicht den Aufnahmen zu folgen, und ich habe sie fast alle auswendig gelernt! Bis ich 12, 13 Jahre alt war, war das praktisch mein tägliches "Workout": eine Platte auflegen und dazu spielen. Das ging von Armstrong über Coltrane bis zu neueren Sachen. Damit habe ich mein Gehör trainiert und mein Spiel verbessert. Das war meine Art zu lernen.

Das funktionierte so gut, dass Sie schon als 12-Jähriger Konzerte gegeben haben - zusammen mit Musikern, die in der Regel natürlich viel älter waren. Mit 13 haben Sie dann die erste Platte veröffentlicht. War Ihnen als Jugendlicher klar, wie außergewöhnlich das ist?

Grasso: Ehrlich gesagt, wenn man jung ist, stellt man sich nicht allzu viele Fragen, und das ist gut so! Ich liebte es einfach zu spielen, und dann habe ich jemanden getroffen, der sagte: "Hey, wir sollten eine Platte aufnehmen!" Und ich dachte: "Klar, super!" Ich habe nie gedacht "Oh, das ist aber was ganz besonderes!" Ich wollte einfach nur spielen!

Neben Ihren eigenen musikalischen Projekten, dem "Luigi Grasso Quartett" und dem Ensemble "The Greenwich Session" haben Sie mit vielen internationalen Musikern zusammengearbeitet, darunter auch die R&B- und Jazz-Sängerin China Moses, die Tochter von Dee Dee Bridgewater. Was hat Sie daran gereizt?

Grasso: China Moses ist einfach toll, wir kennen uns seit vielen Jahren und sie ist wie eine Schwester für mich. Ich war zuerst Gast-Solist auf einer ihrer Platten, dann fragte sie mich, ob ich die musikalische Leitung für ihr Projekt "Nightintales" übernehmen wolle. Also, die Arrangements schreiben, mich um die Live-Band kümmern, Proben leiten und so weiter.

Ihre Musik klingt natürlich ganz anders als das, was ich sonst so mache - und das mag ich sehr gerne! Es ist wichtig, seine Ohren offen zu halten. Das mag ich auch an der NDR Bigband. Ich habe schon vor meiner Festanstellung ein halbes Dutzend Projekte als Gast-Musiker mit der Band gemacht - und jedes war wieder völlig anders! Das ist toll!

Das Interview führte Jessica Schlage. (2019)

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