Stand: 08.03.2016 15:19 Uhr

"Sie wurde gezwungen, den Koran zu lernen"

Als ein liebes Kind beschreibt Vater Mohammed Robin S. seine Tochter Safia. Auf Druck der Mutter musste sie schon als kleines Mädchen den Koran lernen. Vor knapp zwei Wochen soll Safia einen Polizisten mit einem Messer am Hauptbahnhof in Hannover angegriffen haben.

Panorama 3: Wie würden Sie Ihre Tochter Safia beschreiben?

Der Vater der Messerstecherin. © NDR
Vater Mohammend Robin S. beschreibt seine Tochter als liebes Mädchen, das gut in der Schule war.

Mohammed Robin S.: Safia ist im Großen und Ganzen ein liebes Mädchen, als kleines Kind hat auch sie wie alle Kinder ganz normal herumgetobt und rumgebalgt. Manche haben gesagt, sie hätte ein Junge werden müssen. Ich meine, wenn du acht oder neun Jahre alt bist als Mädchen, dann tobt man auch und klettert auf Bäume. Das machen nicht alle, aber sie hat das eben gemacht.

Wie war Safia in der Schule?

S.: Da hat sie keine Probleme gehabt, sie war sehr gut in der Schule. Verschwendetes Talent. Was führt sie dazu, dass sie überhaupt so reagiert? Das ist ein Rätsel irgendwie.

Wie sehen Sie die Erziehung Ihrer Tochter durch Ihre Ex-Frau?

S.: Sie wurden viel gezwungen, den Koran zu lernen. Freizeit und Spielen war nicht so drin.

Wie haben Sie von Safias Tat erfahren?

S.: Wir haben von der Tat im Fernsehen gehört, am Bahnhof hätte ein 15-jähriges Mädchen einen Polizisten erstochen - na gut, dann denkst du im ersten Moment, es ist ein Junkie, aber doch nicht unsere Safia.

In den Medien kursieren Videos, in denen Safia mit dem Salafisten-Prediger Pierre Vogel Koranverse aufsagt.

S.: Ja, da war sie erst neun Jahre. Ich meine, ein Mädchen das jetzt aus dem Koran zitiert, das ist ja keine Bedrohung. Es gibt ja auch welche, die aus der Bibel rezitieren, es gibt ja auch Bibelstunden. Aber da rechnet ja keiner damit, wenn du jetzt aus dem  Koran zitierst, dass du dann nachher so was Grausames machst. So etwas steht auch nicht im Koran. Das ist ja eigentlich gar nicht vereinbar. Also irgendwo stimmt da was nicht.

Hat Safia Ihnen etwas zu Syrien oder dem IS gesagt?

S.: Ja, hat sie mal erwähnt, also sie war mal hier und dann haben wir auch drüber geredet. Ich habe ihr klipp und klar gesagt, was ich davon halte und dass das meiner Meinung nach nichts mit dem Islam zu tun hat.

Wie gehen Sie als Vater von Safia mit dieser Situation um?

S.: Das kann man schlecht beschreiben. Man ist irgendwo hin- und hergerissen zwischen Zuneigung und Ablehnung. Denn irgendwo ist es deine Tochter und dann sagst du im Nachhinein: Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert. Der Mann ist nicht tot. Und sie ist ja noch nicht erwachsen. Sie ist ja noch ein Kind irgendwo. Du kannst einfach noch nicht erwarten, dass sie einfach ihre Taten abschätzen kann. Sie weiß doch im Endeffekt gar nicht so richtig, was sie damit angerichtet hat. Das kann sie selber noch nicht verstehen, denke ich mal.

Das Interview führten Esra Özer und Barbara Schmickler.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 08.03.2016 | 21:15 Uhr

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