Acker unter: Wie das Hochwasser die Landwirte trifft
Das Hochwasser im Norden richtet vielfach Schäden an - auch in der Landwirtschaft. Bauern rechnen mit Ernteausfällen und zusätzlichen Kosten. Zudem dürften die Böden nachhaltig Schaden nehmen.
Wer in den vergangenen Tagen durch den Norden gefahren ist, hat sie gesehen: Ackerflächen, die unter Wasser stehen. Dort, wo sonst Getreide wächst, sind nun kleine Seen. Die Felder stehen oft zentimetertief unter Wasser.
Felder müssen neu bestellt werden
So auch bei Landwirt Wilhelm Heerdes: "In unserem landwirtschaftlichen Betrieb sind aktuell 35 Hektar mit Wintergetreide betroffen", sagt er. "Wir gehen davon aus, dass wir dort einen Totalausfall haben werden." Er werde diese Flächen im Frühjahr neu bestellen müssen - mit einer anderen Kultur.
Gemeinsam mit acht Familien bewirtschaftet Heerdes einen landwirtschaftlichen Betrieb im Kreis Gifhorn, nördlich von Wolfsburg. 35 Hektar - das sei noch verkraftbar, sagt der Landwirt. Dennoch schätzt er den Schaden durch das Hochwasser auf rund 15.000 Euro.
Böden werden nachhaltig Schaden nehmen
Mittelfristig sieht Heerdes ein Problem: "Der Boden wird nachhaltig geschädigt sein, weil das Bodenleben - zum Beispiel Regenwürmer - sehr stark geschädigt wird", erklärt der Landwirt. "Die werden vermutlich größtenteils abgestorben sein." Das ganze Bodenleben werde sich neu aufbauen müssen. Und damit diese Flächen wieder bestellbar werden, brauche es eine längere Trockenphase, so Heerdes. Doch bis die eintritt, könnte es noch dauern. "Die Flächen werden im Frühjahr voraussichtlich erst sehr spät bestellbar werden", erklärt er.
Landwirt Karl-Friedrich Meyer aus Tündern bei Hameln hofft, dass auf den Regen bald Frost folgt, damit seine Felder wieder begehbar werden. Sein Wintergetreide, das er bereits vor einigen Wochen ausgesät hatte, dürfte durch das Wasser vermutlich kaputt sein.
Landwirte abwärts der Weser stärker betroffen
Noch viel schlimmer habe es Kollegen mit Viehhaltung getroffen - weiter unten bei Verden und Bremen, wo die Weser breiter fließt. "Dort sind auch die Höfe vom Wasser eingekesselt", erklärt Meyer. Wenn die Landwirte in diesen Gebieten zudem Tiere halten, stünden sie vor zusätzlichen Fragen: "Es könnte zu einem größeren Problem werden, die Tiere weiter mit zu Futter zu versorgen. Zudem muss die Milch abgeholt werden", so der Landwirt.
Müll wird auf Ackerflächen gespült
Allerdings spülen die Wassermassen auch Landwirt Meyer eine Menge Ärger aufs Feld. Bei ihm lande alles, was der Fluss mitreiße. "Jede Menge Plastik, Baumstämme, Wurzeln, Stroh und alle Strohballen, aber auch Autoreifen", erzählt der Landwirt aus der Nähe von Hameln.
Damit die Pflanzen wieder wachsen können, müssten die Felder zum Frühjahr hin wieder sauber sein. Deshalb wünscht sich Meyer Unterstützung von den Kommunen: "Es wäre wichtig, dass die Kommunen diesen Müll kostenlos abnehmen. Es kann nicht sein, dass ich bei der Müllverbrennung dafür noch bezahlen muss." Er und seine Kollegen hätte über diese Frage bereits mit ihrer Kommunen verhandelt. Diese haben Unterstützung signalisiert. "Das wäre eine große Erleichterung", so Meyer.
Den Bauern zu helfen, sei eine "gesellschaftliche Aufgabe"
Auch Landwirt Heerdes meint: Die Politik müsse in dieser Situation den Bauern helfen. "Die Betriebe, gerade in den Niederungen, sind unverschuldet in diese Situation geraten. Da sind Existenzen gefährdet", meint der Bauer aus dem Kreis Gifhorn.
Er sieht die Gesellschaft in der Verantwortung, den betroffenen Betrieben zu helfen. "Das ist eine gesellschaftliche, eine politische Aufgabe, diese Betriebe dabei zu unterstützen, sich wieder zu regenerieren. Und zwar indem sie finanzielle Hilfen bekommen."
Positiver Effekt: Grundwasserspiegel steigt
Auch, wenn die beiden Landwirte durch das viele Wasser mit zusätzlichen Kosten und Ernteausfällen rechnen müssen - Landwirt Heerdes versucht, auch das Positive zu sehen: "Ein Vorteil dieser Wetterlage ist, dass die Grundwasserspiegel wieder ansteigen und die Natur insgesamt Luft holen kann."