Stand: 09.12.2014 14:40 Uhr

Müll aus Biogasanlage verschmutzt Schaalseegebiet

von Jörg Hilbert

Das NDR-Team ist für die Sendung NaturNah rund um den Schaalsee unterwegs, als es eine brisante Entdeckung macht: Verstreut über eine riesige Grünfläche in der Nähe des Örtchens Bentin liegen Kunststoffteilchen, manche so groß wie eine Daumenkuppe. Der Verdacht: Der Kunststoff kam mit Flüssigdünger auf den Boden. Denn es ist deutlich zu erkennen, dass die bunten Plastikteilchen aus dem Dünger herausragen.

VIDEO: Müll aus Biogasanlage verschmutzt Schaalseegebiet (7 Min)

Schnell wird klar, dass es sich offenbar um die Reste von Verpackungen aus der Lebensmittelindustrie handelt - deutlich sind Aufschriften und Markennamen zu erkennen. In den Verpackungen haben unter anderem Bonbons, Salat und Würste gesteckt. Nun liegen sie klein gehäckselt mitten im Biosphärenreservat.

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Jörg Hilbert, Panorama 3  Foto: Roman Rätzke

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Besitzer der Flächen sind geschockt

Bei Drönnewitz sieht es noch schlimmer aus, als auf der Fläche bei Bentin. Eine riesige Grünlandfläche wurde mit Kunststoffteilchen verunreinigt. Die Agrargenossenschaft Drönnewitz, Besitzerin der Fläche, hatte die Verunreinigung noch nicht bemerkt. Der Verantwortliche, Holger Rehhagen, ist geschockt: "Hier kommen meine Rinder drauf und die muss ich ja auch verkaufen." Er sei der festen Überzeugung gewesen, er habe Dünger aus einer Biogasanlage mit Gärsubstraten aus der Landwirtschaft bestellt. Bekommen hat er Gärsubstrat aus einer Anlage, in der auch Lebensmittelreste vergärt werden. Und genau da liegt das Problem: Offensichtlich wurden die Verpackungen nicht sachgerecht von den Lebensmitteln getrennt.

Problem war bereits bekannt

Stephan Struve
Stephan Struve hatte den Betreiber der Biogasanlage schon vor anderthalb Jahren auf die Plastikteilchen im Gärsubstrat hingewiesen.

Der Besitzer der zweiten Fläche, Stephan Struve aus Schleswig-Holstein, kennt das Problem mit den Plastikteilchen schon länger. Er hat sein Land an den Betreiber der Biogasanlage verpachtet. Struve versichert, er habe seinen Pächter schon vor anderthalb Jahren auf die Plastikteilchen im Gärsubstrat hingewiesen. Danach sei bis zu dem aktuellen Fund alles ordnungsgemäß gelaufen.

Suche nach dem Verursacher

Der Betreiber der verantwortlichen Biogasanlage in Karft, Mecklenburg-Vorpommern, will nichts von dem Kunststoff im Gärsubstrat gewusst haben. Er macht seinen Zulieferer verantwortlich - eine Firma in Ludwigsfelde in Brandenburg - und habe diesen bereits aufgefordert, Lebensmittelabfälle frei von Kunststoff zu liefern. Doch auch in Ludwigsfelde will man nicht verantwortlich sein. Auf Anfrage teilt die Firma für Abfallbehandlung Panorama 3 mit, man unterliege der Fremdüberwachung durch die zuständige Genehmigungsbehörde und die Verpackungen würden entfernt.

Behörden prüfen den Fall

Informiert durch die Recherchen von Panorama 3 haben staatliche Kontrolleure Proben von den betroffenen Flächen genommen. Die Untersuchungsergebnisse stehen noch aus. Jean Weiß vom staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg teilt mit, man habe "in Relation zum ermittelten Sachverhalt verschiedene Möglichkeiten, um auf die Einhaltung immissionsschutz- und abfallrechtlicher Vorschriften hinzuwirken". Konkreter könne man erst dann werden, wenn die Ergebnisse der Prüfungen vorlägen.

Deutlich sind Aufschriften und Markennamen auf den Plastikteilchen zu erkennen.
Oft werden auch verpackte Lebensmittelabfälle in Biogasanlagen angenommen. So können Kunststoffe schließlich auf Äckern und Wiesen landen.

Fest steht: Bundesweit werden Lebensmittelabfälle für Biogasanlagen aufbereitet. Circa 8.000 Biogasanlagen in Deutschland produzieren Gas aus Nahrungsmitteln. Experten gehen davon aus, dass jährlich eineinhalb Millionen Tonnen Lebensmittel oder Speisereste zur Energie-Gewinnung vergoren werden. Oft werden auch verpackte Lebensmittelabfälle angenommen. Bei deren Verarbeitung kommt es nach Recherchen von Panorama 3 immer wieder zu Problemen bei der Trennung der Verpackungen. So können Kunststoffe in der Biogasanlage und schließlich auf Äckern und Wiesen landen.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 09.12.2014 | 21:15 Uhr

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Umweltschutz

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