Ende des Tankrabatts: Wie stark steigen die Spritpreise?

Stand: 31.08.2022 11:00 Uhr

Am 1. September ist Schluss mit dem Tankrabatt - der vorübergehenden Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoff. Wie sehr steigen jetzt laut Experten die Spritpreise?

Zum Ende hin ist dem Tankrabatt die Luft ausgegangen: Je näher der 1. September rückte, umso stärker stiegen die Preise an den Zapfsäulen wieder an. Aktuelle Daten zeigen, dass Diesel im Mittel bereits wieder ähnlich teuer ist wie vor der vorübergehenden Senkung der Energiesteuer, dem sogenannten Tabkrabatt.

Neue Höchstpreise an Tankstellen möglich

Wie sich die Preise weiter entwickeln, ist unklar. In den ersten Stunden oder Tagen könnte Kraftstoff an manchen Tankstellen durchaus noch günstiger sein - je nachdem, zu welchem Preis die Tankstelle eingekauft hat. Danach werden die Preise wahrscheinlich weiter steigen - und zu Spitzenzeiten sogar vereinzelt knapp drei Euro für einen Liter Diesel erreichen. Das ist das Ergebnis einer Datenanalyse des SWR. Schon vor Ende des Tankrabatts gab es Tageszeiten, in denen der Diesel-Preis bei manchen Tankstellen bei rund 2,70 Euro pro Liter lag.

Der Tankrabatt hat Diesel-Kraftstoff um 16,7 Cent pro Liter (inklusive Umsatzsteuer) vergünstigt. Bei Benzin wurde die Energiesteuer um 35,2 Cent je Liter gesenkt. Die stärkere Steuersenkung bei Benzin hatte dazu geführt, dass Benzin in den vergangenen Monaten oft günstiger war als Diesel. Dieser Effekt wird wohl wieder verschwinden. Diesel und Benzin werden ohne Tankrabatt wahrscheinlich ähnlich viel kosten. Wie sich die Kraftstoffpreise langfristig entwickeln, ist derzeit kaum vorherzusagen.

Nord-Süd-Gefälle: Niedrigwasser führt zu höheren Kosten

Im Deutschland-Vergleich kommt der Norden vergleichsweise gut weg. Im Durchschnitt müssen die Autofahrerinnen und Autofahrer zwischen Flensburg und Göttingen an den Tankstellen weniger bezahlen als weiter südlich in der Republik.

Der wichtigste Grund für die regionalen Unterschiede: Der Hitze-Sommer führte zu niedrigen Pegelständen auf dem Rhein: "Mit dem Niedrigwasser haben wir ein Versorgungsproblem in der Region. Und das betrifft nicht nur Baden-Württemberg, sondern auch Bayern", sagt Alexander von Gersdorff, Pressesprecher beim Mineralöl-Verband Fuels und Energie. "Das verlangsamt und verteuert den Transport. Wir reden vom sieben- bis zehnfachen Transport-Preis." Das Binnenschiff sei generell der günstigste Weg, um Benzin in Deutschland zu transportieren. Wegen Schwierigkeiten bei der Bahn und Fahrermangel für Lkws habe man kaum ausweichen können, so dass sich das Problem nicht schnell habe beheben lassen, so von Gersdorff.

Kritik: Tankrabatt wurde nicht umfassend weitergeben

Transport-Schwierigkeiten und damit einhergehende höhere Preise lassen sich zum Teil mit dem Niedrigwasser im Rhein erklären. Daneben gibt es aber auch Kritik an den Mineralöl-Konzernen. Der ADAC Hansa wirft ihnen vor, sie hätten vom Tankrabatt profitiert: "Der Spritpreis lag ungefähr 20 Cent über dem Preis, der eigentlich möglich gewesen wäre", sagt Christian Hieff vom ADAC Hansa. Der Mineralöl-Verband Fuels und Energie weist das zurück: Der Tankrabatt sei "umfänglich" an die Autofahrerinnen und Autofahrer weitergegeben worden, sagt Sprecher von Gersdorff. 

Europa-Vergleich zeigt: Tankrabatt hat Diesel billiger gemacht

In der Tat wurde Kraftstoff in Deutschland nach Einführung des Tankrabatts günstiger. Das zeigt der Vergleich der Dieselpreise mit anderen europäischen Ländern. Ob der Spritpreis durch den Tankrabatt noch niedriger hätte sein können, müssen weitere Untersuchungen ergeben.

Große Preisunterschiede zwischen den Tankstellen

Auffällig ist, dass die Kraftstoffpreise in den vergangenen drei Monaten in Deutschland zwischen den Anbietern stärker schwankten. Anfang Juni, als die Energiesteuer eingeführt wurde, schien es zunächst so, als würden die großen Tankstellen-Marken den Rabatt früh an die Verbraucher weitergegeben - auch unter dem Druck der medialen Beobachtung. Aber: Die Daten der Plattform Tankerkönig zeigen, dass einige Tankstellen-Marken fast durchweg höhere Durchschnittspreise verlangten als andere.

Verschiedene Apps helfen, die aktuellen Preise zu vergleichen. Auch wenn es ökologisch nicht das Sinnvollste ist - aus Kostengründen kann sich unter Umständen ein etwas weiterer Ausflug zu einer anderen Tankstelle lohnen.

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