Zwei Stararchitekten und die Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity soll das neue Wahrzeichen der Stadt werden. So verkünden es Politiker in der Hansestadt seit 2003. Die Idee, eine zweite Musikhalle in Hamburg am Standort des Kaispeicher A zu errichten, stammt vom Immobilien-Projektentwickler Alexander Gérard. Zusammen mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Jana Marko, wirbt er seit 2001 für den Plan. Zunächst ist die Skepsis groß in der Stadt. Das Blatt wendet sich erst, als Gérard zwei Studienfreunde um Rat bittet: die Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Sie legen im Juni 2003 ihren spektakulären Entwurf vor: Auf dem historischen Kaispeicher A soll ein Bau aus Glas entstehen, der von den Wellen der Elbe inspiriert ist. Die Euphorie in der Stadt ist groß. Auf einen Architekten-Wettbewerb wird verzichtet. Der Entwurf von Herzog & de Meuron gilt als unübertrefflich.
Tate Modern, Allianz-Arena und das Vogelnest
Die Namen Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind damals nicht nur in der Architektenwelt bekannt. Im Jahr 2001 wird ihnen der bedeutende Pritzker-Preis verliehen, eine Art Nobelpreis für Architekten. Mit der Verbindung von altem Bauwerk und neuem Anbau, wie es auch bei der Elbphilharmonie vorgesehen ist, haben Herzog und de Meuron bereits Erfahrung: Die Architekten aus Basel haben 1997 den viel beachteten Umbau eines Kraftwerks zur Tate Gallery of Modern Art in London realisiert. Der Bau des weltweit größten Museums für moderne Kunst ist der internationale Durchbruch für das Architekten-Duo. In Deutschland sorgen Herzog und de Meuron im Jahr 2005 mit der Allianz-Arena in München für Aufsehen - dem neuen Fußballstadion. Für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking haben sie das Nationalstadion geplant, das wegen seiner Optik auch Vogelnest genannt wird.
Immer wieder Streit
Dass sie den Auftrag für den Bau der Elbphilharmonie angenommen haben, dürften Herzog und de Meuron des Öfteren bedauert haben. Jahrelang gibt es erbitterten Streit über die Baustelle zwischen dem Baukonzern Hochtief, der Stadt Hamburg und den Architekten. Den Schweizern wird vorgeworfen, mit immer neuen Extra-Wünschen die Kosten in die Höhe zu treiben. Zudem beklagt Hochtief, die Zeitpläne seien nicht zu halten, weil die Architekten nicht rechtzeitig die Baupläne lieferten. Der Streit gipfelt in einem Baustopp zwischen 2011 und 2013. Zwischenzeitlich überlegt Pierre de Meuron ernsthaft, das Projekt abzugeben. Er sagt, er habe bislang nirgendwo auf der Welt ein Projekt erlebt, bei dem die Beteiligten sich derart das Leben schwer machen. Aber mit der Neuordnung des Projektes Elbphilharmonie im Jahr 2013 bessert sich die Stimmung deutlich. Seitdem werden auch alle Zeitpläne eingehalten.
94 Millionen Euro als Honorar
Auch wenn der Bau der Elbphilharmonie sie viele Nerven gekostet hat: Die Schweizer Architekten werden für ihre Arbeit fürstlich entlohnt. Ihr Honorar: 94 Millionen Euro. Herzog und de Meuron verweisen aber darauf, dass sie mit dem Elbphilharmonie-Projekt keinen Gewinn machten. Knapp 50 Mitarbeiter seien über viele Jahre hinweg für die Baustelle abgestellt gewesen. Zudem seien Dutzende Firmen als Subunternehmer an der umfangreichen Planung beteiligt gewesen. Auf jeden Fall ist die Elbphilharmonie auch für die Architekten das, was sie für Hamburg ist: ein einzigartiges Projekt.