Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr

Zwei Stararchitekten und die Elbphilharmonie

Die beiden Schweizer Architekten Jacques Herzog (l) und Pierre de Meuron in Hamburg vor dem Kaispeicher A, auf dem einmal die Elbphilharmonie stehen soll. © dpa Foto: Patrick Lux
Die Schweizer Architekten Jacques Herzog (links) und Pierre de Meuron haben im Jahr 2003 ihren ersten Entwurf für die Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A präsentiert.

Die Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity soll das neue Wahrzeichen der Stadt werden. So verkünden es Politiker in der Hansestadt seit 2003. Die Idee, eine zweite Musikhalle in Hamburg am Standort des Kaispeicher A zu errichten, stammt vom Immobilien-Projektentwickler Alexander Gérard. Zusammen mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Jana Marko, wirbt er seit 2001 für den Plan. Zunächst ist die Skepsis groß in der Stadt. Das Blatt wendet sich erst, als Gérard zwei Studienfreunde um Rat bittet: die Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Sie legen im Juni 2003 ihren spektakulären Entwurf vor: Auf dem historischen Kaispeicher A soll ein Bau aus Glas entstehen, der von den Wellen der Elbe inspiriert ist. Die Euphorie in der Stadt ist groß. Auf einen Architekten-Wettbewerb wird verzichtet. Der Entwurf von Herzog & de Meuron gilt als unübertrefflich.

Tate Modern, Allianz-Arena und das Vogelnest

Die Allianz Arena in München.
Auch die Allianz Arena in München trägt die Handschrift von Herzog & de Meuron.

Die Namen Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind damals nicht nur in der Architektenwelt bekannt. Im Jahr 2001 wird ihnen der bedeutende Pritzker-Preis verliehen, eine Art Nobelpreis für Architekten. Mit der Verbindung von altem Bauwerk und neuem Anbau, wie es auch bei der Elbphilharmonie vorgesehen ist, haben Herzog und de Meuron bereits Erfahrung: Die Architekten aus Basel haben 1997 den viel beachteten Umbau eines Kraftwerks zur Tate Gallery of Modern Art in London realisiert. Der Bau des weltweit größten Museums für moderne Kunst ist der internationale Durchbruch für das Architekten-Duo. In Deutschland sorgen Herzog und de Meuron im Jahr 2005 mit der Allianz-Arena in München für Aufsehen - dem neuen Fußballstadion. Für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking haben sie das Nationalstadion geplant, das wegen seiner Optik auch Vogelnest genannt wird.

Immer wieder Streit

Computersimulation der Hamburger Elbphilharmonie © Stiftung Elbphilharmonie/Herzog & de Meuron
Mit solchen Bildern aus dem Computer ließen sich viele Hamburger für die Elbphilharmonie begeistern.

Dass sie den Auftrag für den Bau der Elbphilharmonie angenommen haben, dürften Herzog und de Meuron des Öfteren bedauert haben. Jahrelang gibt es erbitterten Streit über die Baustelle zwischen dem Baukonzern Hochtief, der Stadt Hamburg und den Architekten. Den Schweizern wird vorgeworfen, mit immer neuen Extra-Wünschen die Kosten in die Höhe zu treiben. Zudem beklagt Hochtief, die Zeitpläne seien nicht zu halten, weil die Architekten nicht rechtzeitig die Baupläne lieferten. Der Streit gipfelt in einem Baustopp zwischen 2011 und 2013. Zwischenzeitlich überlegt Pierre de Meuron ernsthaft, das Projekt abzugeben. Er sagt, er habe bislang nirgendwo auf der Welt ein Projekt erlebt, bei dem die Beteiligten sich derart das Leben schwer machen. Aber mit der Neuordnung des Projektes Elbphilharmonie im Jahr 2013 bessert sich die Stimmung deutlich. Seitdem werden auch alle Zeitpläne eingehalten.

94 Millionen Euro als Honorar

Auch wenn der Bau der Elbphilharmonie sie viele Nerven gekostet hat: Die Schweizer Architekten werden für ihre Arbeit fürstlich entlohnt. Ihr Honorar: 94 Millionen Euro. Herzog und de Meuron verweisen aber darauf, dass sie mit dem Elbphilharmonie-Projekt keinen Gewinn machten. Knapp 50 Mitarbeiter seien über viele Jahre hinweg für die Baustelle abgestellt gewesen. Zudem seien Dutzende Firmen als Subunternehmer an der umfangreichen Planung beteiligt gewesen. Auf jeden Fall ist die Elbphilharmonie auch für die Architekten das, was sie für Hamburg ist: ein einzigartiges Projekt.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Welt der Musik | 23.11.2016 | 13:05 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Elbphilharmonie

Hafencity

Architektur

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?