Marius Müller-Westernhagen beim Harbour Front Literaturfest
Künstler der Superlative, Rockstar, Legende: Am Donnerstag war Marius Müller-Westernhagen in der Elbphilharmonie beim Harbour Front Literaturfest. Friedrich Dönhoff hat ein Porträt über ihn gemacht, das die beiden vorgestellt haben.
"Darf ich erstmal Chaos stiften?", fragt Marius Müller-Westernhagen. "Ich liebe es, Chaos zu stiften. Weil ihr alle so verstreut sitzt, können wir nicht alle…?" ... zusammenrücken, meint der Musiker. Denn ausgerechnet bei ihm passiert das schier Undenkbare: Der große Saal der Elbphilharmonie ist bestenfalls zu zwei Dritteln gefüllt. Es ist aber so charmant, wie Müller-Westernhagen die Leute dazu einlädt, enger zusammenzurücken, aus den oberen Rängen auf bessere Plätze nach unten zu kommen. Der Abend geht direkt wunderbar los.
Eine große Karriere, die in Hamburg begann
"Hamburg hat mich sehr geprägt, das muss man sagen", erzählt der Musiker. "Man konnte in unglaublich vielen Clubs live Musiker sehen. Im Onkel Pö hab ich Leute wie Randy Newman gesehen. Ich hab Al Jarreau gesehen, der in Hamburg seine Weltkarriere begonnen hat." Müller-Westernhagen und Hamburg. Das war immer Liebe. Er war Teil der Villa Kunterbunt in Winterhude, mit Udo Lindenberg, mit Otto. Doch nach 30 Jahren hat er Hamburg vor einiger Zeit verlassen, ist nach Berlin gezogen. "Und wie man weiß, brauchen so Verrückte wie ich irgendwann eine neue Inspiration. Ich war einfach wahnsinnig lange hier und brauchte eine Veränderung", erklärt er dem Publikum.
Marius Müller-Westernhagen wird bald 75 Jahre alt. Er sieht mindestens zehn Jahre jünger aus. Elegant in schwarz, mit weißen Punkten auf dem Hemd. Eine große Biografie über sich habe er nicht lesen wollen. Das kleine, Büchlein von Friedrich Dönhoff, das gerade mal 240 Seiten hat, gefalle ihm sehr. "Ich wollte kein Fanbuch machen. Angesichts der langen Karriere war mir wichtig, dass es auch was Zeitgeschichtliches hat, dass man sieht, was über die Zeit in Deutschland los war. Ich mag keine Heldenehrungen."
Treue Fangemeinde seit vielen Jahren
Auch wenn die Elbphilharmonie nicht voll ist, verehrt wird Marius Müller-Westernhagen dennoch. Als er von seiner kommenden Tour erzählt und dass er Zweifel hatte, glaubte, er sei vergessen, ruft ein Zuschauer laut "Niemals!". Westernhagen steht dann auf und verbeugt sich. Andere aus dem Publikum bestätigen den Zuruf des Zuschauers, wie dieser Mann: "Westernhagen hat mich durch meine Jugend begleitet. Ich bin auch schon über 60 und ich bin immer großer Fan geblieben." Ein anderer Besucher meint: "Ich glaube er war nie geschwollen und schwülstig, sondern hat immer die Sprache der Straße getroffen. Das war für uns Jugendliche einfach nahbar." Ein Zuschauer erinnert sich an alte Zeiten: "Aus Thüringen sind wir heute extra angereist. Wir durften ja kein Westfernsehen sehen, wir haben es trotzdem gesehen und die Filme, die er gemacht hat, die waren für uns Jugendliche ein Stückchen Freiheit."
Der Superstar zeigt sich von einer ganz persönlichen Seite
Gesungen wird an diesem Abend leider nicht. Aber Westernhagen ist in Erzähllaune. Er lacht über seine erste Single "Gebt Bayern zurück an die Bayern", wofür er 1972 Morddrohungen erhielt. Er redet offen darüber, wie er mit 14 seinen Vater verlor. Warum er Männerrunden nicht mag. Und erzählt, dass bei ihm zuhause selten Musik läuft: "Das ist, glaube ich, nicht außergewöhnlich. Musiker lieben Stille. Ja, ich liebe Stille", so Müller-Westernhagen. Er ist ein gut aufgelegter Superstar an diesem Abend. Am Ende gibt es dann trotz vieler freier Plätze noch einen Ansturm. Viele Fans kommen an die Bühne, Marius Müller-Westernhagen gibt Autogramme, kniet sich dabei von der Bühne runter. Wer nicht da war, hat was verpasst.
Am 17. Mai 2024 kommt Marius Müller-Westernhagen dann in die Barclays Arena in Hamburg. Der Vorverkauf läuft bereits.