25 Jahre als Jazz-Duo: Martin Wind und Ulf Meyer
Der Kontrabassist Martin Wind und der Gitarrist Ulf Meyer haben gemeinsam bereits elf Alben aufgenommen.
Geboren wurden beide in Flensburg: Seit 25 Jahren arbeiten die Jazzmusiker Martin Wind und Ulf Meyer zusammen. Fast genauso lange lebt Martin Wind schon in den USA, wo er in der Jazzabteilung der New York University unterrichtet. Sein Duopartner Ulf Meyer zählt zu den wichtigsten Gitarristen Norddeutschlands und tritt wie Martin Wind international in verschiedenen hochkarätigen Besetzungen auf. Als Duo haben die beiden Nordlichter bereits elf Alben miteinander eingespielt. Ihr melodiöser Jazz ist geprägt durch Blues, Folk und lateinamerikanische Rhythmik.
Ihr seid beide gebürtige Nordlichter, beide in Flensburg zur Welt gekommen und spielt seit 25 Jahren als Duo zusammen. Wie habt ihr euch getroffen?
Martin Wind: Das erste Mal haben wir in dem kleinen Club "Theaterklause" zusammen gespielt, direkt hinter dem Stadttheater, in der Band von Knut Kiesewetter, dem Sänger und Posaunisten. Da waren dann noch zwei andere lokale Musiker dabei. Das waren unsere ersten gemeinsamen Auftritte.
Ihr habt elf gemeinsame Alben veröffentlicht und wenn man euch hört, merkt man, dass ihr euch gut kennt. Martin, du bist 1989 ins Bundesjugendorchester mit Peter Herbolzheimer und dann ist woanders ganz viel für dich passiert. Du bist 1996 mit einem Studienaustausch in die USA nach New York gegangen. Warum eigentlich?
Wind: Vorher gab es noch einen Zwischenstopp in Köln für mich, da war ich sieben Jahre lang. Ich habe dort Klassik studiert und das auch abgeschlossen. Das abgeschlossene Studium war Voraussetzung für das Stipendium in den USA. In meiner Kölner Zeit bin ich immer wieder mit amerikanischen Musikern in Europa auf Tour gewesen und hatte das Gefühl, da passiert irgendwas, wenn ich mit denen spiele. Ich wollte mich in diese Gesellschaft begeben, nicht nur ein bis zwei Wochen pro Jahr, sondern ich wollte nach New York. Ich wollte dahin gehen, wo die Wurzeln sind und wo alle wichtigen Musiker leben.
Es gibt ein Zitat von einem Kulturspiegel-Reporter, der mal geschrieben hat: 'Martin Wind gehört zu den Europäern, die in der New Yorker Jazzszene Fuß fassen konnten'. Ist das so schwer, dort Fuß zu fassen. Wie hast du das erlebt?
Wind: Es hat auf jeden Fall keiner auf mich gewartet. Es gab genügend Bassisten. Es braucht seine Zeit. Ich habe sehr schnell angefangen zu unterrichten. Ich bin an die New York University gegangen und habe dort meinen Master gemacht und während der Zeit habe ich angefangen zu unterrichten. Das ist bis jetzt ein wichtiges Standbein. Es gibt noch eine andere Hochschule, wo ich seit über zehn Jahren unterrichte. Aber ich würde mal sagen, es hat ungefähr fünf Jahre gedauert, bis ich nicht mehr alles annehmen musste, was mir angeboten wurde. Es braucht einfach seine Zeit.
Ulf, wie probt ihr, wenn euch ein ganzer Atlantik trennt?
Ulf Meyer: Gar nicht. Eigentlich steht und fällt alles mit der Vorbereitung. Das heißt, wenn einer von uns beiden einen neuen Titel ins Spiel bringen will, dann ist erstmal die Frage: 'Hättest du Lust ihn zu spielen? Gefällt er dir oder könntest du dir vorstellen, den überhaupt zu spielen?' Bei mir persönlich ist es so, ich muss einen Titel begriffen haben, damit ich ihn auch wirklich spielen kann. Ihn einfach abzulesen, da fehlt mir die Seele. Das heißt, wenn mir ein Stück richtig gut gefällt, dann kann ich das auch spielen. Das betrifft auch Neukomposition. Wir schicken uns gegenseitig neue Stücke zu und fragen uns gegenseitig, ob wir das das nächste Mal probieren wollen. Dann ist man vorbereitet und in der Regel proben wir das dann ein- oder zweimal durch, bevor wir die Songs das nächste Mal wieder irgendwo spielen. Dadurch funktioniert es. Ob da jetzt ein Ozean dazwischen ist oder nicht.
Wenn ihr als Duo unterwegs seid, spielt ihr nicht nur für ein Fachpublikum, oder?
Wind: Die Vorstellung, dass man viel von Musik verstehen muss, um ein Konzert zu genießen, habe ich nie wirklich verstanden. Man soll mit offenem Herzen auf die Musik reagieren und sehen, ob sie einen berührt oder nicht. Dann muss das Publikum nicht wissen, wie schwierig es ist manche Lieder auf dem Bass zu spielen, oder was für Harmonien dem letzten Stück zugrunde lagen. Wichtig ist, dass die Musik einen abholt und woanders hinbringt. Das ist das, was Musik leisten kann wie keine andere Kunstart.
Das Gespräch führte Petra Rieß.