Absturz auf der A7: Ein Wartungsfehler mit tragischen Folgen
Freudig warten Dutzende Urlauber am 6. September 1971 in Hamburg auf ihren Flug. Für 22 Menschen wird es eine Reise in den Tod. Kurz nach dem Start muss die Maschine notlanden.
Als die 115 Passagiere am 6. September 1971 in Hamburg-Fuhlsbüttel auf ihren Flug in Richtung Südspanien warten, dürften sich die meisten von ihnen auf einen entspannten Urlaub freuen. Doch in Málaga kommen sie nie an. Kurz nach dem Start um 18.19 Uhr an diesem Montag fangen die Triebwerke des vollbesetzten Charterflugzeugs vom Typ British Aerospace 1-11 Feuer. Der Flugzeug-Kapitän der Münchner Gesellschaft Paninternational reagiert schnell und setzt zur Notlandung an - auf der im Bau befindlichen A7 bei Hasloh wenige Kilometer nördlich von Hamburg.
Paninternational-Flug 112: Beide Triebwerke explodieren
"In dem Moment, als das Kerosin in das Triebwerk kam, explodierten gleichzeitig beide Triebwerke. Das ging bang, bang. Beide Triebwerke waren praktisch ohne Schub", erinnert sich der damalige Kapitän Reinhold Hüls später in einem Interview mit dem Schleswig-Holstein Magazin an die schrecklichen Minuten. "Nach dem Ausfall der Triebwerke war die verbleibende Zeit nur noch 42 Sekunden bis zum Aufsetzen. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Notlandung durchaus machbar war. Ich hatte keine Zweifel, dass mir das auch gelingen würde", so Hüls.
Flugzeug BAC 1-11 zerschellt an Brücke
Unglücklicherweise steht dabei eine Brückenüberführung des im Bau befindlichen Autobahn-Teilstücks im Weg. Die Maschine prallt gegen die Brückenpfeiler. Hülst selbst verliert durch den Aufprall sein Bewusstsein. Erst nach Minuten kommt er wieder zu sich. Das Flugzeug gerät sofort in Brand. Der Rauchpilz ist bis in die Hamburger Innenstadt zu sehen. Ein Crew-Mitglied und 21 Passagiere kommen in den Flammen ums Leben. "Wenn man 22 Tote auf dem Gewissen hat, ist das nicht leicht wegzustecken", sagt Hüls später. Doch durch sein waghalsiges Mannöver rettet er den übrigen 99 Insassen das Leben.
99 Menschen überleben das Flugzeugunglück
Von den 99 Überlebenden werden 45 zum Teil schwer verletzt. Rund 60 Krankenwagen, elf Feuerwehren, zwei Unfalldienste sowie Hubschrauber der Polizei und Bundeswehr werden zum Unfallort beordert. Mehr als 280 Polizisten, davon 230 aus Schleswig-Holstein, sind im Einsatz. Experten des Luftfahrtbundesamtes in Braunschweig treffen noch am Abend an der Absturzstelle ein. Das Flugzeugwrack wird anschließend nach Braunschweig gebracht. Dort wird das Triebwerk zerlegt und untersucht.
Kerosin irrtümlich in Tanks gefüllt
Bereits wenige Tage nach dem verheerenden Flugzeugunglück wird der Grund für den Triebwerksbrand bekannt: Die Ermittlungen ergeben, dass statt destilliertem Wasser irrtümlich eine mit brennbarem Kerosin gemischte Flüssigkeit in die Zusatztanks der One-Eleven gefüllt worden war. Destilliertes Wasser wird bei schwierigen Wetterverhältnissen und voller Beladung eingesetzt, um die Schubkraft der Maschine zu erhöhen, was in Hamburg für den Start des Flugzeugs nötig war. Aufgrund der falschen Betankung überhitzten die Flugzeugtriebwerke und gerieten in Brand.
Nach zwei langwierigen Prozessen verurteilte das Landgericht Kiel 1976 einen Elektriker und einen Flugzeugmechaniker von Paninternational, die den verhängnisvollen Fehler begangen hatten, zu je 1.500 Mark Geldstrafe.
Die Fluggesellschaft, die bereits vor dem Unglück in wirtschaftliche Schieflage geraten war, stellte noch 1971 den Betrieb ein.