Porträt des Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach (Lithographie von Alfred Lemoine) © picture-alliance / akg-images Foto: akg-images
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AUDIO: Zu Lebzeiten bekannter als sein Vater: Carl Philipp Emanuel Bach (8 Min)

Carl Philipp Emanuel: Der "Hamburger Bach"

Stand: 14.12.2023 05:00 Uhr

Zwei Jahrzehnte prägte Johann Sebastian Bachs Sohn als Musikdirektor das kulturelle Leben Hamburgs. Der Barock-Komponist starb am 14. Dezember 1788. Sein Grabmal ist in einem Gewölbe unter dem Michel.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Jedenfalls lässt das ein Blick auf die Sprösslinge von Johann Sebastian Bach vermuten. Gleich vier Söhne des Barock-Komponisten traten in seine Fußstapfen. Das verschaffte ihnen zu Lebzeiten sogar mehr Ruhm als dem eigenen Vater - ganz besonders dem zweiten Sohn, Carl Philipp Emanuel. Er war zu seiner Zeit in weiten Teilen Europas als "der große Bach" bekannt. Vor gut 300 Jahren, am 8. März 1714, wurde er im thüringischen Weimar geboren. Sein Grabmal aber befindet sich im Hamburger Michel: In der Hansestadt verbrachte der große Musiker als städtischer Musikdirektor die letzten 20 Jahre bis zu seinem Tod 1788. Bis heute wird Carl Philipp Emanuel Bach deshalb auch der "Hamburger Bach" genannt.

Bachs wechselvolle Kindheit und lehrreiche Jugend

Johann Sebastian Bach im Kreise seiner Familie, Lichtdruck (spätere Kolorierung) nach dem Gemälde, 1870, von Toby Edward Rosenthal (1848-1917), ehemals im Museum zu Leipzig © picture-alliance / akg-images
Johann Sebastian Bach, hier 1870 im Kreise seiner Familie, war zweimal verheiratet und hatte 20 Kinder. Einige starben kurz nach der Geburt.

In Weimar hat Johann Sebastian Bach gerade die Stelle des Konzertmeisters von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar angetreten, als mit Carl Philipp Emanuel sein drittes Kind geboren wird. Drei Jahre später, im Dezember 1717, zieht die Familie nach Köthen um, wo Johann Sebastian Bach Kapellmeister am Hof des Fürsten Leopold wird.

1720 stirbt die Mutter, ein Jahr später heiratet der Vater erneut. 1723 zieht die Familie nach Leipzig um, wo der Vater die Stelle des Thomaskantors antritt. Carl Philipp Emanuel wächst in den Leipziger Jahren in der mit Leben gefüllten Kantorenwohnung auf. Sein Vater unterrichtet im Haus Schüler im Cembalospiel, Musiker-Freunde kommen zu Besuch, außerdem bekommt die Familie fast jedes Jahr Nachwuchs. Carl Philipp Emanuel und sein großer Bruder Wilhelm Friedemann lernen in diesen Jahren Klavierspiel und Komposition. Ihr Vater unterrichtet sie sowohl in der Thomasschule als auch häufig privat nach Feierabend.

Von Sachsen nach Preußen

1731 nimmt Carl Philipp Emanuel in Leipzig ein Jurastudium auf, außerdem stellt der 17-Jährige sein erstes Werk fertig: die Komposition "Menuet pour le Clavessin". 1734 setzt er seine Studien an der Uni in Frankurt/Oder fort. Dort arbeitet er nebenbei als Klavierlehrer und tritt bei diversen Musikfesten auf. 1738 wechselt Bach nach Berlin und wird vom Kronprinzen Friedrich - dem späteren Preußenkönig Friedrich der Große - als Cembalist für seine Hofkapelle engagiert. Dort lernt er Johanna Maria Dannemann kennen, die er 1744 heiratet. Später gehen aus der Ehe zwei Söhne und eine Tochter hervor.

Hildebrandt-Orgel von 1724 und Cembalo aus dem 18. Jahrhundert © picture-alliance / ZB Foto: Wolfgang Kluge
Ein Cembalo: Solch ein Instrument spielte Carl Philipp Emanuel Bach am Preußischen Hof.

Bach bleibt bis 1767 im königlichen Dienst. In dieser Zeit komponiert er einige seiner bedeutenden Werke, darunter die "Berliner Sinfonien" und die "Württembergischen Sonaten". Außerdem betätigt er sich als Theoretiker und verfasst sein Buch "Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen", welches 1753 erscheint und bald darauf europaweit als Standardwerk gehandelt wird. Illustriert hat Bach sein Werk mit zahlreichen Notenbeispielen, dazu wählt er anschauliche Beschreibungen, etwa über die Art des Vortrages. Noch heute kann sich der Leser mithilfe des Buches ein gutes Bild von den Gepflogenheiten des Klavierspielens im 18. Jahrhundert machen.

Bach zieht nach Hamburg

Blick auf den prunkvollen Altar im Hamburger Michel. © NDR.de Foto: Anne Arend
In seiner Funktion als Musikdirektor war Bach auch für die Musik im Michel zuständig.

1767 stirbt Carl Philipp Emanuels Taufpate, der Komponist Georg Philipp Telemann. Bis zu seinem Tod war Telemann in Hamburg Musikdirektor der fünf Hauptkirchen sowie Kantor am Johanneum gewesen. Der Posten gilt seinerzeit als eines der angesehensten musikalischen Ämter in Deutschland. Auf die frei gewordene Stelle bewirbt sich nun Telemanns Patenkind - und bekommt den Zuschlag. Ab 1768 ist Bach für die Kirchenmusik an den fünf Hauptkirchen, unter ihnen auch der Michel, zuständig. Im Johanneum soll er für die musikalische Bildung der Schüler sorgen, außerdem ist er für die Festmusik zu feierlichen Anlässen verantwortlich. Sein neues Amt versieht Bach mit großer Sorgfalt - er erwirbt sich Ansehen über die Stadtgrenzen hinaus.

Von nun an prägen geistliche Werke das musikalische Leben Carl Philipp Emanuel Bachs. Einige komponiert er selbst, etwa die Oratorien "Die Israeliten in der Wüste" (1769) oder "Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu", ein Werk das am 18. März 1778 in Hamburg uraufgeführt wird. Neben immer neuen Kompositionen dirigiert er Werke zeitgenössischer Komponisten, etwa von Georg Friedrich Händel oder Johann Adolph Hasse. Zudem verlegt und verkauft er seine eigenen Stücke selbst.

Bach im Gewölbe unter dem Michel beigesetzt

Kupferstich-Porträt des Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach © Imago / Imagebroker
20 Jahre lang lebte Carl Philipp Emanuel Bach in Hamburg. 1788 starb er in der Hansestadt.

In seiner Hamburger Zeit spielt er das Cembalo immer seltener. Die Gicht machte Bach zu schaffen, zunehmend bekommt er gesundheitliche Probleme. Hinzu kommt ein tragisches Ereignis, welches den Musiker in seinem Lebensabend zutiefst betrübt: Im September 1778 stirbt sein geliebter Sohn Johann Sebastian während eines Italien-Aufenthaltes. 1787 teilt Bach einem Freund mit, dass er die Arbeiten für sein Publikum beenden will. So ganz zieht sich der Musiker dann doch nicht zurück, komponiert aber weniger und beschäftigt sich in den letzten Jahren immer intensiver mit dem Werk seines Vaters. Am 14. Dezember 1788 stirbt Bach in Hamburg. Sein Grabmal im Gewölbe unter dem Michel ist öffentlich zugänglich.

Das musikalische Erbe von Carl Philipp Emanuel Bach

Eines der weniger bekannten Verdienste Carl Philipp Emanuels ist die Bewahrung und Überlieferung des musikalischen Werkes seines Vaters. "Wir würden viele Werke von Johann Sebastian Bach gar nicht aufführen können, wenn Carl Philipp Emanuel Bach das Notenmaterial seines Vaters nicht so sorgfältig verwahrt hätte", erklärt dazu Jörg Bode, Vorstandsmitglied des Hamburger Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chors. Der renommierte Konzertchor, der seit 1998 den Namen des berühmten Musikers trägt, singt regelmäßig Stücke des "Hamburger Bach" - und pflegt damit ein Stück musikalisches Erbe der Hansestadt.

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