Einigung mit der Kühne-Stiftung: Hamburg bekommt eine neue Oper

Stand: 07.02.2025 17:56 Uhr

Die Stadt Hamburg und die Kühne-Stiftung haben sich auf den Neubau einer Oper auf dem Baakenhöft in der Hafencity verständigt. Anfang der Woche hatte Unternehmer Klaus-Michael Kühne noch einen Notartermin platzen lassen. 

Am Freitag verkündeten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sowie Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung, und Karl Gernandt, Präsident der Kühne Holding AG, die Einigung und stellten den Vertrag zur Planung und Realisierung vor. Es ist der Höhepunkt einer turbulenten Opern-Woche. Eigentlich sollte der Durchbruch in den Verhandlungen schon am Dienstag verkündet werden, doch Milliardär Kühne hatte einen Notartermin in letzter Sekunde wegen neuen Gesprächsbedarfs abgesagt.

"Senat und Kühne-Stiftung wollen gemeinsam eine neue Oper bauen. Ein Opernhaus von Weltrang, das wie die Elbphilharmonie die Kultur in unserer Stadt bereichern und ihre internationale Strahlkraft beflügeln soll." Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher

Tschentscher sprach von einem "anerkennenswerten Schritt" Kühnes, einem "großzügigem Geschenk, einem Glücksfall und einer großartigen Chance für Hamburg". Die neue Wirkungsstätte solle "beste Bedingungen" bieten für die Staatsoper Hamburg, das Hamburg Ballett und das Philharmonische Staatsorchester.

Am Baakenhöft in der Hamburger Hafencity soll die neue Oper gebaut werden. © NDR
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Keine Summe im Vertrag eingetragen

Nachdem es ursprünglich hieß, man wolle erst nach den Bürgerschaftswahlen (2. März) weiterverhandeln, hat man sich jetzt doch schneller geeinigt. Von 330 Millionen Euro war bislang die Rede, die Kühne zur Verfügung stellen wolle, damit auf dem Baakenhöft in der Hafencity ein neues Opernhaus gebaut werden kann.

Im Vertrag steht allerdings keine Zahl. Der Geschäftsführer des Kühne-Stiftungsrats, Dräger, will noch einmal aufs Preisschild schauen: "Wenn dann da beispielsweise eine Milliarde stünde, wird die Stiftung sagen: Nein." Aber man habe "seriös vorgeplant und ein klares Commitment", so Dräger weiter, und ein klares Ziel: "Es soll ein Opernhaus entstehen."

Carsten Brosda sieht schrägt nach oben © picture alliance/dpa | Gregor Fischer Foto: Gregor Fischer
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Brosda: Kein Risiko für die Steuerzahler

Sämtliche Baukosten - auch eventuell anfallende Kostensteigerungen - übernehme die Kühne-Stiftung "ohne jegliche Einschränkung", erklärte Brosda. "Der Argwohn, dass der Steuerzahler da irgendwann noch einmal in eine Situation kommen würde, wo er nachschießen müsse, entbehrt in den Verträgen jeder Grundlage", versicherte der Kultursenator. Die Stadt Hamburg soll maximal rund 150 Millionen Euro, etwa für den Schutz vor Sturmfluten, zahlen.

Alte Staatsoper soll erhalten bleiben

Die Kühne-Stiftung hat im Architektenwettbewerb ein Mitsprache- und ein Vetorecht. Nach Fertigstellung - möglicherweise schon im Jahr 2032 - soll der Bau Eigentum der Stadt werden. Die alte Staatsoper in der Dammtorstraße aus dem Jahr 1955, die unter Denkmalschutz steht, soll als Kulturort erhalten bleiben. Brosda sprach von einem "hohen Interesse verschiedener Akteure", die bereits an die Behörde herangetreten seien.

Nach der Unterzeichnung der Verträge muss allerdings final noch die Hamburgische Bürgerschaft dem neuen Opernbau zustimmen. Dann erst kann die rund die zweijährige Vorplanung beginnen.

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Denkmalverein hat Petition gestartet

Gleichwohl gibt es weiterhin Kritik an der "Kühne-Oper". Der Denkmalverein hat eine Petition zum Verbleib der Staatsoper im alten Gebäude gestartet. Die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt ist von den Plänen nicht überzeugt: "Von einem einzelnen Geldgeber wurden wie von einem Feudalherren sämtliche sonst üblichen Entscheidungsprozesse auf den Kopf gestellt."

Auch seien die Hamburgerinnen und Hamburger nicht gefragt worden, ob sie überhaupt eine neue Oper wollen. Heike Sudmann von der Partei Die Linke stört sich daran, dass die Pläne hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet wurden und beispielsweise Themen wie Kolonialgeschichte dabei "vom Tisch gefegt" worden seien.

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