So sah Caspar David Friedrich die Insel Rügen
Caspar David Friedrich ist bekannt als ein bedeutender Maler der deutschen Früh-Romantik. Nicht so geläufig ist, dass er auch ein hervorragender Zeichner war.
Er wurde 1774 im damaligen schwedischen Greifswald südlich von Rügen geboren. Mit sechzehn Jahren erhielt er seinen ersten Zeichenunterricht bei dem Universitätszeichenlehrer Johann Gottfried Quistorp. Die Begeisterung seines Lehrers für die Schönheit der heimatlichen Umgebung übertrug sich auf Friedrich und bestimmte sein Werk bis in die späten Jahre. 1801 und 1802 bereiste er in den Sommermonaten die Insel Rügen. In dieser Zeit entstanden viele Skizzen und Zeichnungen, die einen Grundstock für seine späteren Arbeiten bildeten.
Das Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen"
Auch seine Hochzeitsreise führte ihn und seine Frau 1818 nach Rügen. In diesem Jahr entstand sein berühmtes Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen". Lange Zeit wurde vermutet, dass er die Wissower Klinken als Motiv für sein Gemälde ausgewählt hat. Die Kreideformation war Anfang des 19. Jahrhunderts aber noch mit Gras und Bäumen bewachsen. Fachleute gehen heute davon aus, dass es kein authentisches Gemälde ist, sondern sich aus mehreren Eindrücken vor Ort zusammensetzt. Es wird vermutet, dass ihn unter anderem die Viktoria-Sicht zu dem Gemälde inspiriert hat, die sich einige Kilometer nördlich der ehemaligen Wissower Klinken befindet.
Gemälde als Spiegelbild menschlicher Empfindungen
Caspar David Friedrich gehörte der Generation der ersten freien Künstler an, die nicht als Auftragsmaler malten oder von einem Mäzen gefördert wurden. Er war auf dem freien Markt tätig und war vom Verkauf seiner Werke finanziell abhängig. Obwohl seine Gemälde häufig Natur- und Landschafts-Darstellungen zeigen, entstanden sie entfernt vom natürlichen Umfeld im häuslichen Atelier. Sie stellen kein Abbild der Natur dar, sondern sind als Spiegelbild menschlicher Empfindungen zu interpretieren.
Zeichnungen als wissenschaftliche Arbeitsgrundlage
Seine Skizzen, Aquarelle und wertvollen Federzeichnungen sind für Geologen und Küstenforscher von besonderem Wert. Sie zeigen sehr exakt die Formation der Kreideklippen zur damaligen Zeit und machen es möglich, die Entwicklung der Küste in den vergangenen 200 Jahren nachzuvollziehen. Viele Zeichnungen befinden sich im Kupferstichkabinett des Staatlichen Museums Dresden. Ergänzt durch Reiseberichte, Karten, historische Grafiken und später Fotografien und Luftbilder stellen sie eine wertvolle wissenschaftliche Arbeitsgrundlage dar.