Der einmillionste Gastarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland, Amando Sa Rodrigues aus Portugal, gibt nach seiner Ankunft in Köln ein Rundfunkinterview. © picture alliance / akg-images Foto: akg-images

Armando Rodrigues: Der einmillionste "Gastarbeiter"

Sendung: ZeitZeichen | 10.09.2014 | 20:15 Uhr | von Rösseler, Marko
15 Min | Verfügbar bis 31.12.2099

Bahnhof Köln-Deutz: Es warten dutzende Journalisten, Fernsehkameras werden eingerichtet, Mikrofone gezückt, Gedrängel, Aufregung als der Zug, vollgestopft mit willigen Arbeitern aus dem Süden, einrollt. Ein Dometscher quetscht sich durch die Menge und ruft immer nur einen Namen: "Armando Rodrigues! Armando Rodrigues!"

Die Beauftragten der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände hatten beschlossen, dieser Mann sollte es sein: der einmillionste Gastarbeiter, der nach Deutschland kommt. So richtig gezählt hatte natürlich keiner - und so war Rodrigues einfach durch ein Los ermittelt worden.

Erst am Ende des Zuges wird der Dolmetscher fündig: Der Portugiese Armando Rodrigues entpuppt sich als schüchterner, hagerer Mann in blauer Arbeiterhose und zerschlissener Jacke. Er weiß nicht, wie ihm geschieht - gleißendes Licht, die Musik schwillt an, Dutzende schütteln ihm die Hand - ein nagelneues Moped Marke Zündapp wird herangeschoben, er soll sich einmal draufsetzen, es sei jetzt seins.

So großer Bahnhof für einen - viele weitere werden kommen, wirklich willkommen geheißen werden sie nicht. Sie sollen Arbeitskräfte sein auf Zeit, und doch werden viele von ihnen bleiben.

Autor: Marko Rösseler
Redaktion: Ronald Feisel