Trumps "Krieg" gegen die Medien
Wenn man Journalisten in Washington nach ihrer Meinung zu Trumps Kriegerklärung gegen die Medien fragt, kommen zurückhaltende Antworten - jedenfalls vor laufender Kamera. Kritik, Sorge, Empörung äußern sie nur hinter vorgehaltener Hand. Niemand möchte sich derzeit die Zugänge zu Informationen verbauen, beispielsweise zum Weißen Haus. Wie schon andere US-Präsidenten vor ihm drohte Trump, die Journalisten von dort auszulagern. "Das Weiße Haus hat eine Menge an kleinen Bonbons zu vergeben, von Akkreditierung über speziellen Zugang, über Hintergrundinformationen. Und die Medien sind allzu häufig nur bereit, für diese kleinen Bonbons viel zu geben - und werden das auch unter Trump vermutlich so sein", meint Holger Stark, der ehemalige USA-Korrespondent des "Spiegel", der gerade aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist.
Für Trump gibt es gute und böse Medien
Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten hat ein gespaltenes Verhältnis zu Journalisten. Da sind aus seiner Sicht "die Guten", die in seinem Sinne berichten - wie beispielsweise FOX-News über die Besucherzahlen bei Trumps Amtseinführung. Der Sender übertrug Bilder ganz im Sinne von Mr. President. Auf der anderen Seite gibt es Medien, die ihn kritisch begleiten. "Trump ist derjenige, der alles definieren möchte, der keine unabhängige Kontrollinstanz erlaubt. Und all das hat er bei seiner Amtseinführung an Tag eins, in Stunde eins bewiesen", sagt Stark. Er erlebte mit, wie Trump im Rahmen seines Antrittsbesuches bei der CIA den medialen Krieg ausrief.
Stark: Medien sollten weiter ihren Job machen
"Ich halte wenig davon, wenn Journalisten sich als Soldaten oder als Kriegseinheit definieren. Was Journalisten sein sollten, ist tatsächlich, ihre Kontrollinstanz wahrnehmen - vierte Gewalt, eine unabhängige Instanz, die die anderen drei Gewalten kontrolliert und versucht, durch den öffentlichen Diskurs einzuhegen und vor allem, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen. Und dass in der Trump-Administration jede Menge Dinge aus dem Ruder laufen werden, dass dort Deals geschlossen werden, die unangemessen sind, dass es Entscheidungen geben wird, die mit der Verfassung kollidieren. Das ist, glaube ich, jetzt schon absehbar", so Stark.
Trump inszeniert seine Sicht über die Amtseinführung
Ob aus der Trump-Administration mehr Whistleblower aufgrund ihres Gewissenskonflikts an die Medien herangehen, ist noch unklar. Allen US-Journalisten scheint aber eines sicher: Sie werden sich in Zukunft noch besser auf die Pressekonferenzen des US-Präsidenten vorbereiten. Im Presseraum des Weißen Hauses machte Donald Trump jetzt eine weitere Ansage an die Journalisten. Er präsentierte dort eine neue Dekoration: Das Panoramafoto der Menschenmassen während seiner Amtseinführung - selbstverständlich ein Bild in seinem Sinne.