Wie Groenewold die Medien umgarnte
Wenn Ihnen ein Fremder plötzlich Blumen schenkt, dann könnte es an "Impuls" liegen, war mal so ein Werbeslogan in den 80ern. Wenn Ihnen ein Fremder plötzlich Blumen schenkt, dann könnte es aber auch daran liegen, dass jemand was von Ihnen will. David Groenewold zum Beispiel. Das ist der Filmunternehmer, der eine sehr freigiebige Freundschaft zu unserem ehemaligen Bundespräsidenten pflegte. Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen Christian Wulff, wegen Verdachts auf Vorteilsannahme. Ein äußerst spendabler Typ, dieser David Groenewold . Wie es scheint, nicht nur gegenüber Staatsoberhäuptern. Bei Journalisten hat er es nämlich auch versucht.
"Blumen Koch" in Berlin ist laut Eigendarstellung ein Fünf-Sterne-Florist. Hier bestellte David Groenewold seine Sträuße für seine Freunde und jene Menschen, die es werden sollten, auch Journalistinnen. Eine Autorin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) bekam Blumen und den Rechtsanwalt gleich hinterher. Es ging um ein Porträt: "Groenewold - Der Gesellschafter" (06.09.2009). Die Autorin beschreibt den Filmfinanzier als Society-Löwen, bewertet sein Geschäftsgebaren. Groenewold wehrt sich, fordert eine Unterlassung.
Claudius Seidl, Feuilletonchef der FAS: "Als er gedruckt war, gab es, wie nennt man das, die Bitte oder die Forderung, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Und die hat die FAS auch unterschrieben. Da ging es um relativ, wie soll ich sagen, relativ weiche Dinge, um paar Adjektive, wie man ihn nicht bezeichnen soll, um paar Wertungen seines Geschäftsgebarens. Es ging eigentlich nicht um harte Fakten." Aus den Archiven ist der Artikel inzwischen gelöscht.
Eigentlich pflegt Groenewold mit Journalisten lieber einen ganz anderen Umgang. Groenewold, ein Charmeur und großzügiger Netzwerker, dessen "Abende unter Freunden“ während der Berlinale legendär sind. Journalisten lud er gern ein und sie nahmen die Einladungen gerne an.
Christian-Oliver Moser, Anwalt von David Groenewold: "Er hat als großartiger Netzwerker zu sämtlichen Medienvertretern Kontakte gepflegt und geknüpft. Und das bezog sich auf ganz viele verschiedene Häuser, auf verschiedene Zeitungen, auf verschiedene Publikationen. [...] Es ist ja kein Geheimnis, dass mein Mandant auch im Hause Axel Springer Veranstaltungen durchgeführt hat, die auch seinerzeit gerne und gut besucht waren."
Wein für Mathias Döpfner
Bis hinauf in die Vorstandsetage des Springer Verlages knüpft Groenewold sein Netz. ZAPP liegt ein persönlicher Brief Groenewolds vom 8. März 2005 an den "Sehr geehrten, lieben Dr. Döpfner" vor. Groenewold schreibt, er habe sich gefreut, Döpfner im Restaurant Borchardt zu treffen. Er sei der Übersender der zwei Flaschen Rotwein, Marke Mouton-Rothschild gewesen. Ein teurer Rotwein, Ladenpreis heute etwa 300 Euro die Flasche. Was verspricht sich Groenewold von diesem Geschenk? Im letzten Absatz seines Briefes wird er konkret: Er bittet um ein persönliches Gespräch zu der "zwischen uns besprochenen Angelegenheit Christian Wulff“ und bietet an, Döpfner dazu die "Ausarbeitung meiner Pläne" zu übersenden.
Was meinte Groenewold mit der "Angelegenheit Christian Wulff"? Glaubte er, Artikel über den damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen lancieren zu können, um im Gegenzug von Wulff im Filmfonds-Geschäft unterstützt zu werden?
Frage Reporter: "Wissen Sie, was mit dieser 'Angelegenheit Christian Wulff' gemeint war?"
Christian-Oliver Moser: "Also das Problem ist, dass der gesamte Vorgang sechs, sieben Jahre zurückliegt wohl und nach Erinnerung meines Mandanten, es sich wieder nur um eine klassische Verknüpfung von zwei Personen gehandelt hat, aber auch nicht um mehr."
Nachfrage Reporter: "Also weiß er im Nachhinein nicht mehr, um was es bei der Angelegenheit ging?"
Christian-Oliver Moser: "Nein, er weiß auch nichts von konkreten Projekten, die da geplant waren oder ähnliches."
Der Springer-Chef sagt, er habe sich von Groenewold nicht vereinnahmen lassen. Auf ZAPP Anfrage antwortet Mathias Döpfner: Er habe klargestellt, dass er "keine persönlichen Geschenke annimmt und die beiden Flaschen Wein - analog den damals für Springer-Journalisten geltenden Leitlinien - einer Mitarbeiterfeier des Verlags zukommen lassen wird." Außerdem habe er Groenewold mitgeteilt, "dass er für Gespräche über Christian Wulff nicht zur Verfügung steht, da er die Unabhängigkeit eines Verlagshauses zu achten habe".
Wie groß ist die Distanz der Springer-Journalisten?
Eine Kolumnistin der "Welt" lobt im Januar 2009 die "Neujahrsweisheit unseres Freundes David Groenewold“. Die Kolumnistin ist an einer Gesellschaft beteiligt, deren Appartement Groenewold 2008 für seinen Freund Christian Wulff bucht, der dort mit seiner Familie einen Sommerurlaub verbringt. Zum Amtsantritt Christian Wulffs als Bundespräsident freut sich dieselbe Journalistin: "Auch Deutschland hat jetzt einen coolen Oberarm.“ (Die Welt, 03.07.2010). Gemeint ist das Tattoo von Bettina Wulff. Ob auch die Kolumnistin Blumen von Groenewold bekam, dazu wollte sie sich gegenüber ZAPP nicht äußern.
Groenewold sucht noch immer die Nähe jener, die über ihn schreiben. Das hat der Feuilletonchef der FAS jetzt auch bei seinem jüngsten Artikel über Groenewold ("Ein Freund, ein guter Freund“ 12.02.2012) erfahren.
Claudius Seidl: "Er versucht irgendwie, eine Nähe und Vertrautheit zu etablieren. Also, kaum war jetzt der neue Artikel erschienen, hatte ich eine SMS von ihm, dass er ihn fair fand und sich bedankt für die Fairness. Und dann kam gleich noch eine SMS hinterher: Und dann möchte ich ihnen vielleicht bei Gelegenheit mal diesen oder jenen Film vorführen."
"Ein Freund, ein guter Freund" von David Groenewold - heute will das wohl niemand mehr sein.