Neues von den Nein-Sagern
Jeremy war zwei Jahre alt, als er plötzlich hohes Fieber bekam. 40 Grad - und kein Mittel konnte die Temperatur senken. Die Mutter Kerrin Niels reagiert schnell und fährt mit dem Jungen ins Krankenhaus. Dort hat ein niedergelassener Kinderarzt Notdienst, der Mutter und Sohn wieder nach Hause schickt. Lediglich ein Rezept für Paracetamol-Zäpfchen gibt er den beiden mit - gegen den fieberhaften Infekt, den er diagnostiziert.
Eine folgenschwere Fehldiagnose, wie sich später herausstellt. Denn Jeremy litt nicht an einem leichten Infekt sondern an einer bakteriellen Meningitis, die zu einer Blutvergiftung führte. Um überhaupt überleben zu können, müssen dem Kind beide Beine, mehrere Fingerkuppen und ein Stück von der Nase amputiert werden. Ein dramatischer Schicksalsschlag für die Familie.
Statt Hilfe kommt nur Ablehung
Doch anstatt jetzt Unterstützung zu erfahren, beginnt für die Familie ein neuer Kampf, der Kampf gegen die Versicherung des Arztes. Denn die will nicht zahlen. Über fünf Jahren verfolgt die Versicherung eine konsequente Hinhaltetaktik. Sie prüft, verzögert, lehnt Ansprüche ab. Die Begründung ist immer die gleiche: Der Arzt habe keinen Fehler gemacht.
Vor vier Tagen nun hat das Landgericht Kiel entschieden: Die Versicherung muss zahlen. Über die Höhe der Entschädigung muss allerdings weiter verhandelt werden. Der Kampf ist längst nicht zu Ende, wie so oft.
Systematische Ablehnungspraxis
Über Monate hat die Panorama Redaktion die Versicherungsbranche beleuchtet und recherchiert. Der Blick ins Innere der Versicherungskonzerne offenbart: die Ablehnungspolitik von Versicherungen ist offensichtlich Programm. Eine ehemalige Juristin in Diensten einer großen Versicherung gibt gegenüber Reporter Christoph Lütgert offen zu, zwei Drittel der gestellten Ansprüche von vornherein abgelehnt zu haben.
Ohne weitere Prüfung und oft im Bewusstsein, dass die Antragsteller durchaus im Recht sind. Doch anstatt ernsthafter Überprüfungen und zügiger Hilfe gab es Absagen als Formschreiben.