Verbraucher fordern Lebensmittelampel
Die wenigsten Deutschen wissen, wie viele Kalorien sie über den Tag verteilt zu sich nehmen. Ernährungswissenschaftler warnen: Die Deutschen essen zu viel, zu fett, zu süß und zu salzig. Dieses drastische Essverhalten beginnt schon bei Kindern und Jugendlichen.
"Sie essen deutlich mehr Knabberartikel und Süßwaren als empfohlen wird, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen wird", sagt Oliver Huizinga von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Er räumt aber auch ein, dass gesunde Ernährung erschwert werde - zum Beispiel durch eine unzureichende Kennzeichnung von Lebensmitteln. Zwar stehen Nährwerttabellen auf den Verpackungen der Lebensmittel. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Doch die Zahlen und Begriffe verwirren viele Verbraucher eher, als dass sie klar informieren – und bestenfalls helfen, die Finger von einem ungesunden Nahrungsmittel zu lassen.
Lebensmittel-Ampel gefordert
Verbraucherschützer, Krankenkassen und Ärzte fordern deshalb schon lange eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln - und zwar mit einer Ampel. Rot ist kritisch, gelb in Maßen genießbar und grün bedeutet unbedenklich - das Ampel-Prinzip ist so kinderleicht wie verständlich. Doch im Ernährungs-Report, den Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Anfang des Monats vorgestellt hat, steht kein Wort davon. Im Gegenteil: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft teilt dem NDR auf Anfrage mit, dass "eine farblich unterlegte Kennzeichnung von Nährstoffen unwissenschaftlich und der Information der Verbraucher nicht dienlich" sei.
Oliver Huizinga von Foodwatch kann dieses Argument nicht nachvollziehen. "Die Lebensmittelampel ermöglicht es, auf einen Blick sehen und auch vergleichen zu können, was die bessere Rezeptur ist". Auch viele Verbraucher würden eine einfache Ampel-Kennzeichnung befürworten: "Dann muss ich nicht mehr so viel suchen", sagt zum Beispiel eine Diabetikerin im Interview mit Panorama 3 auf der Grünen Woche in Berlin.
Hersteller sind dagegen
Wer allerdings darauf angewiesen ist, auch ungesunde Lebensmittel zahlreich zu verkaufen, möchte keine roten Punkte auf der Packung sehen. Viele Hersteller sind erklärte Gegner der Ampel. Der Schluss liegt also nahe, dass Minister Schmidt in erster Linie die Lebensmittelindustrie schützen will - und nicht das Wohl des Verbrauchers.
Hoffnung auf EU-Kommission
Eine letzte Hoffnung für Befürworter der Ampel könnte die EU-Kommission liefern. Bis Ende des Jahres erstellt sie einen "Bericht über die Verwendung zusätzlicher Formen der Angabe oder Darstellung", so heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Wenn sich nichts ändert, dann müssen die Verbraucher weiter das Kleingedruckte lesen und die Tabellenangaben mühevoll umrechnen.