Heimat Helgoland - Der Fotograf und seine Insel

Samstag, 03. August 2024, 23:15 bis 00:45 Uhr

Helgoland, 18. April 1947. Die Vorbereitungen für eine der größten nicht-nuklearen Sprengungen der Menschheitsgeschichte sind abgeschlossen. Nach 13 Uhr soll nichts mehr an die jahrzehntelangen Bestrebungen erinnern, Helgoland in eine waffenstarrende Hochseefestung zu wandeln. Sämtliche Überreste der militärischen Aufrüstung vergangener Jahrzehnte sollen - so der Plan der britischen Besatzer - mit mehr als 6.000 Tonnen Sprengstoff in die Luft gejagt werden.

Schicksalstage einer Inselgemeinschaft

Anlässlich des Jahrestags der "Operation Big Bang" blickt Hubertus Meyer-Burckhardt im Doku-Drama "Heimat Helgoland" auf ein bewegtes Stück deutscher Geschichte zurück. Wie konnte es dazu kommen, dass ein gerade mal einen Quadratkilometer großer Fels in der Weite der Nordsee zum Spielball der Weltmächte wurde? Welchen Einfluss hatte die schleichende Bewaffnung Helgolands auf die Bewohner der Insel, die sich im Lauf der Jahre mit immer neuen Machthabern und politischen Marschrouten arrangieren mussten? Anhand der Erinnerungen von Zeitzeugen und der Lebensgeschichten mehrerer Helgoländer Persönlichkeiten stellt "Heimat Helgoland" die Schicksalstage einer Inselgemeinschaft vor.

Schwieriges Leben im Exil

Nach Abschluss der dokumentarischen Dreharbeiten auf Helgoland trifft Presenter Hubertus Meyer-Burckhardt (rechts) am Nordoststrand auf Hauptdarsteller Michael Mendl (links), der am gleichen Tag zum ersten Mal als Helgoländer Fotograf Franz Schensky vor der Kamera steht. © NDR/DOKfilm/Carsten Schick
Hubertus Meyer-Burckhardt (rechts) und Hauptdarsteller Michael Mendl (links) am Nordoststrand von Helgoland.

Im Sommer 1946 wartet der kriegsgebeutelte, von Albträumen geplagte Helgoländer Fotograf Franz Schensky (Michael Mendl) darauf, auf seine nach einem britischen Großangriff evakuierte Heimatinsel zurückkehren zu dürfen. Das Leben im Schleswiger Exil - gemeinsam unter einem Dach mit der ältesten Tochter Margarethe (Christina Große) und dem Rest der Familie - ist von Spannungen und Existenzängsten geprägt. Als Schensky im Juni 1946 von der "Operation Big Bang" erfährt und er die komplette Vernichtung Helgolands fürchtet, verschärfen sich die Konflikte, die ihren Grund nicht zuletzt auch in einer lange zurückliegenden "ehelichen Weichenstellung" des Fotografen haben.

Bedrohte Existenzen

Mit der Ankündigung des "Big Bang" sehen sich auch Anna und Hans Carl Rickmers (Felicia Spielberger, Peter Sikorski) in ihrer Existenz bedroht - und das bereits zum wiederholten Male. Nach dem Ersten Weltkrieg macht das Ehepaar das Hotel "Empress of India" zu Helgolands bester Adresse, sieht sich jedoch nach der Machtübernahme der NSDAP mit neuen Repressalien und Schikanen konfrontiert. Besonders Ortsgruppenleiter Dr. Karl Meunier (Christoph Jacobi) ist die internationale und weltoffene Ausrichtung des Hotels ein Dorn im Auge.

Ziel: Rettung der Insel

Helgoland vor der endgültigen Vernichtung zu bewahren: Dieses Ziel haben sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs auch mehrere mutige Männer gesetzt. Zwei Jahre vor dem "Big Bang" 1947 sieht eine Widerstandsgruppe um den Helgoländer Gastronomen Erich Friedrichs (Harald Burmeister) und den aus Süddeutschland kommenden Dachdecker Georg Braun (Thomas Ziesch) nur einen Weg, die Insel zu retten: Unter Einsatz ihres Lebens nehmen sie Kontakt zu den Engländern auf, um eine kampflose Übergabe der Insel zu verhandeln. Eine mit dem Mut der Verzweiflung geplante Aktion, die am Morgen des 18. April 1945 ihr tragisches Ende findet.

Alles wird anders

"Heimat Helgoland" führt eindrücklich die Konsequenzen machtpolitischer Entscheidungen für das Individuum vor Augen. Wo eben noch Zukunftspläne geschmiedet wurden, steht in der nächsten Sekunde kein Stein mehr auf dem anderen, sind Menschen auf der Flucht, begeben sich Väter auf Himmelfahrtskommandos, schwinden Hoffnungen und Gewissheiten und muss sich brüchig gewordene familiäre Bande neu sortieren und zu einer Einheit zusammenraufen.

Zeitzeugen kommen zu Wort

"Heimat Helgoland" erzählt aber auch von der Hoffnung auf Neuanfang und der generationsübergreifenden Wertschätzung für eine Insel von einzigartiger Schönheit. Neben den Spielsequenzen kommen Insulaner, Experten und Zeitzeugen in Interviews und Gesprächen zu Wort, unter anderem die Biografin Astrid Friederichs, der Hotelbesitzer Detlev Rickmers und seine Tochter Helena Rickmers sowie der Leiter des Museum Helgoland, Jörg Andres. Sie alle lassen den Zuschauer eindrucksvoll an einem Abschnitt atemloser Nordseegeschichte teilhaben.

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Autor/in
Daniel Remsperger
Regie
Carsten Gutschmidt
Daniel Remsperger
Redaktion
Marc Brasse
Produktionsleiter/in
Jost Nolting

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