NDR Story
Montag, 20. Januar 2025, 22:00 bis
22:45 Uhr
Was tun, wenn die Tribüne am Fußballstadion bröckelt, aber die Kassen von Städten und Gemeinden leer sind? Geld milliardenschwerer Bürger, die städtische Projekte finanzieren wollen, ist erst mal sehr willkommen. Aber was, wenn an den Geldfluss Bedingungen geknüpft sind? Die NDR Reporterinnen Gesine Enwaldt und Melanie Stucke haben für die NDR Story in der Welt der Superreichen recherchiert und hinterfragen deren Einfluss auf klamme Kommunen.
Streitfall: Holstein Kiel und sein neues Station
In Kiel ist ein Streit ums Holstein-Stadion entbrannt. Fußballmäzen Gerhard Lütje, Gründer der CITTI Handelsgesellschaft, denkt groß. Zu groß vielleicht, denn er wollte das Stadion modernisieren und es gleichzeitig zum autogerechten Businesscenter machen - mitten in einem Wohngebiet. Kritikerinnen und Kritiker finden das wenig nachhaltig. Aber sie finden kein Gehör, klagen sie.
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) der Landeshauptstadt Kiel sitzt mit chronisch klammer Stadtkasse zwischen allen Stühlen und muss verhandeln, ohne den Geldgeber zu vergraulen. 30 Millionen Euro Steuergelder sollten für das Stadion des Profi-Vereins Holstein Kiel fließen, was auf scharfe Kritik vom Bund der Steuerzahler stößt. Und am Ende zieht sich der Investor dennoch erst mal zurück.
Milliardär Kühne zahlt keine Steuern in Deutschland
In seinem Luxushotel an der Hamburger Alster trifft das Filmteam den Milliardär Klaus-Michael Kühne, einen der reichsten Männer Deutschlands. Der 85-Jährige spendet großzügig: Er unterstützt den HSV, betreibt eine Hochschule in der Hamburger Hafencity, will eine Oper bauen, sponsort die Elbphilharmonie. Steuern zahlt Kühne hierzulande nicht. Den Wohnsitz hatte bereits sein Vater in die Schweiz verlegt. "Es ist ja bekannt, dass der Staat nicht richtig wirtschaften kann", findet Kühne und glaubt, dass er sein Geld besser selbst verteilen kann.
Rund 50 Millionär*innen fordern: "Besteuert mich"
Dienen die Interessen von Großspendern stets dem Gemeinwohl? Nein, sagt die Tochter einer reichen Familie, die sich bei der Initiative taxmenow engagiert: Rund 50 Millionärinnen und Millionäre fordern, endlich gerecht besteuert zu werden. "Ich finde es kritisch, wenn wir uns in einer Demokratie davon abhängig machen, dass eine Einzelperson für die gute Sache Geld gibt." Und die Abhängigkeit wächst: 1999 gab es 8.000 Stiftungen, heute sind es mehr als 24.500.
Der "König von Heilbronn" beschenkt die Stadt
Was heißt das für die Demokratie, wenn ein Einzelner eine ganze Stadt verändert? Heilbronn gedeiht zum Bildungsstandort dank Dieter Schwarz, Lidl-Gründer und laut Forbes-Liste aktuell reichster Mann Deutschlands. Der "König von Heilbronn" beschenkt die Stadt via Stiftung mit einem gigantischen Bildungscampus.
Der Oberbürgermeister und viele Einwohnerinnen und Einwohner Heilbronns sind ihrem Mäzen unendlich dankbar. Aber wie transparent ist sein Engagement? Die NDR Story geht zusammen mit der NGO FragDenStaat dem Vorwurf nach, der Milliardär habe zu viel Einfluss auf die Geschicke der Stadt.
Lübeck: Enge Zusammenarbeit von Stiftung und Stadt
Lübeck macht es anders. Die Hansestadt ist gesegnet mit 122 Stiftungen. Eine hat der Erbe Michael Haukohl gegründet. Er fördert Lübecker Schulen in engem Schulterschluss mit der Stadt. Die Stiftungen können oft schneller agieren, zum Beispiel bei der Anschaffung von Tablets in der Coronakrise. Stadtverwaltung und Schulen rechnen bei bestimmten Projekten mittlerweile schon fest mit den Stiftungsgeldern. Und auch hier stellt sich die Frage, wer entscheidet am Ende, welche Schule gefördert wird und welche nicht.
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