Umweltministerium: Fracking einschränken auch bei ungefährlicher Flüssigkeit
Das Bundesumweltministerium hat gegenüber dem NDR Fernsehmagazin "Panorama - die Reporter" ein Treffen eines Ministerialbeamten am 6. Mai 2014 mit drei SPD-Abgeordneten bestätigt, in dem das neue Fracking-Gesetz beraten wurde. Nach Angaben einer Teilnehmerin wurde dabei gemeinsam nach Wegen gesucht, Fracking im Schiefergas zu verhindern. Laut einem internen Vermerk, den der NDR über das "Handelsblatt" erhalten hat, solle die Neuregelung nicht den Anschein eines "Frackingermöglichungsgesetzes" hervorrufen. Aus dem Kontext wird klar, dass eine Regulierung bis kurz vor einem Verbot von Fracking im Schiefergas angestrebt wird. Den weiteren Gesprächsverlauf hält das Ministerium dann wie folgt fest: "Es wurde festgestellt, dass dies mit einem Verbot gefährlicher Stoffe nicht möglich ist, da Exxon Mobil angekündigt hat, in Kürze ohne gefährliche Stoffe unkonventionell fracken zu können."
Der Vermerk stützt die Annahme, dass das Umweltministerium sein Urteil über Schiefergas trotz Widerspruchs aus der Wissenschaft, zum Beispiel vom Präsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hans-Joachim Kümpel, bereits gefällt hat. Das Umweltministerium erklärt zu dem Vermerk, dass es weitere Gründe für die Einschränkung von Fracking gebe. Außerdem sei man noch nicht davon überzeugt, dass solches Fracking ohne wassergefährdende Flüssigkeit möglich sei.
Gegenüber "Panorama" hat ExxonMobil die Inhaltsstoffe der neuen Frackingflüssigkeit offengelegt. Sie wurde speziell für Fracking im Schiefer entwickelt, bisher aber noch nicht eingesetzt. Die Flüssigkeit sei ungefährlich: Nach Angaben von Exxon enthält die Rezeptur 99,8 Prozent Wasser und Sand, 0,14 Prozent Cholinchlorid und 0,06 Prozent Butylglycol. Vertreter von Exxon Mobil waren sogar bereit, die Flüssigkeit vor der Kamera zu trinken. Eine Referenzprobe wurde "Panorama" übergeben.
Neue, ungefährliche Chemikalien für Fracking waren in der Vergangenheit immer wieder von Seiten der Politik gefordert worden, insbesondere von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Gabriel ist an der neuen Gesetzgebung für Fracking beteiligt. Bereits in der vergangenen Woche hatte "Panorama" über den Streit zwischen der Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, und dem Leiter der jüngsten wissenschaftlichen Studie aus dem UBA zu Fracking, Uwe Dannwolf, berichtet. Die Präsidentin des UBA hatte bei der Vorstellung der Studie in Berlin Ende Juli von einer nicht beherrschbaren Risikotechnologe gesprochen und offengelegt, dass man wegen praktischer Schwierigkeiten mit einem Verbot der Technologie einen verbotsgleichen Zustand durch hohe Umweltauflagen anstrebe. Der Hydrogeologe Uwe Dannwolf distanzierte sich im Interview mit "Panorama" von dieser Schlussfolgerung aus seiner Studie. Dannwolf hält das Risiko einer Verschmutzung von Trinkwasserschichten durch aus dem Gestein aufsteigende Frackingchemikalien für verschwindend gering. Das Bundesumweltamt hatte gegenüber "Panorama" erklärt, man stütze seine Risikoableitung nicht allein auf das letzte Gutachten.
"Panorama - Die Reporter: Angst vor Fracking": Dienstag, 9. September, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen
Mehr Informationen zur Sendung unter www.panorama.de
9. September 2014 / IB
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