Wie barrierefrei ist der Lübecker Weihnachtsmarkt?
Der Besuch eines Weihnachtsmarktes stellt Menschen im Rollstuhl vor Herausforderungen. Schon kleine Hindernisse können zum großen Problem werden, wie ein Besuch in Lübeck zeigt.
An einem verschneiten Tag im Dezember mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken. Was für viele Menschen im Land selbstverständlich ist, wird für Eileen Lensch zu einem Nachmittag voller Hindernisse. Die Probleme beginnen für Eileen schon bei der Parkplatzsuche. Der starke Schneefall hat dazu geführt, dass die Behindertenparkplätze nicht vollständig geräumt wurden. Die ohnehin angespannte Parkplatzsituation in der Lübecker Altstadt wird so zu einem Abenteuer. Das Ziel des heutigen Ausflugs ist der überdachte Kunsthandwerkermarkt im Heiligen-Geist-Hospital. Die Suche nach einem barrierefreien Eingang kostet wertvolle Zeit. "Es gibt keine Beschilderung und die herumliegenden Kabelschutzbrücken sind für mich ein echtes Problem", schildert Eileen ihren ersten Eindruck.
Kleine Stufen werden zum großen Hindernis
Der Eingangsbereich der Kirche stellt die nächste Herausforderung dar. Die schmale Tür und eine kleine Stufe sind ohne fremde Hilfe nicht zu überwinden. Die ständige Abhängigkeit von anderen Menschen belasten die Betroffenen in ihrem Alltag. Nach einem kleinen Rundgang ist dann plötzlich Schluss für die Rollstuhlfahrerin. Drei Stufen führen in den inneren Bereich der Ausstellungsfläche. Die Lösung wäre so einfach: Eine mobile Rampe, die bei Bedarf bereitgestellt wird. Sehnsüchtig schaut Eileen die Treppen rauf. Zu gerne hätte sie die Handwerksarbeiten der Aussteller bewundert.
"Barrierefreiheit müsste mitgedacht werden"
"Ich rege mich auf, dass Barrierefreiheit nicht von Anfang an mitgedacht wird. Denn mitgedacht ist halb gemacht. Es wird immer auf den Brandschutz oder Denkmalschutz verwiesen. Diese Dinge stehen über der Teilhabe am öffentlichen Leben für Menschen wie mich", erzählt sie sichtlich enttäuscht. Beim Verlassen der Kirche taucht schon die nächste Problematik auf. Die Straßen sind kaum geräumt, was zu einer langen Suche nach einer Möglichkeit führt, die Straße zu überqueren.
Höhe der Stände sorgt für Frust
Auf dem Weihnachtsmarkt angekommen tauchen die nächsten Barrieren auf. Nicht nur Eileen hat mit dem Kopfsteinpflaster zu kämpfen. Auch ältere Personen mit Gehwagen schaffen es auf dem rutschigen Untergrund nur mühsam von Stand zu Stand. Die Höhe der Stände sorgt für noch mehr Frust. Die Verkaufsflächen sind viel zu hoch angelegt. Kinder und Rollstuhlfahrer können nicht sehen, was an den Ständen angeboten wird.
Eine Selbstverständlichkeit wie der Gang zur Toilette ist für Rollstuhlfahrer kaum möglich. Es gibt keine Beschilderung, wo sich die nächste behindertengerechte Toilette befindet und selbst wenn eine vorhanden wäre, bedeutet es noch lange nicht, dass diese auch nutzbar ist.
Eileen entdeckt einen Stand, an dem man Dosen werfen kann. Etwas, was sie gerne ausprobieren möchte. Die Ablagefläche ist schwer zu überwinden, sodass es für sie kaum möglich ist, die Ziele richtig zu treffen. "Ich lasse mir davon den Spaß nicht verderben! Ich finde immer eine kreative Lösung für die Probleme, die mir im Alltag begegnen", erzählt Eileen, während Sie versucht die Dosen zu treffen.
Keiner der Stände hält Plätze für Menschen im Rollstuhl bereit
Zum Abschluss werden Crêpes und Glühwein bestellt. Auch das funktioniert nicht ohne Unterstützung von Fremden. Eileen ist nicht in der Lage, ihr Essen selbst entgegenzunehmen. Bei der Suche nach einem Platz dann die nächste Enttäuschung: Es gibt keine barrierefreien Tische, an denen sie es sich gemütlich machen könnte. Selbst das Abstellen des Glühweines wird auf den Stehtischen zur Glückssache, da Eileen nicht sehen kann, wo Sie ihren Becher hinstellt.
Trotz der vielen negativen Erfahrungen lässt sie sich ihre Weihnachtsstimmung nicht nehmen und genießt die Zeit auf dem Weihnachtsmarkt in vollen Zügen. Ihr Wunsch für die Zukunft ist dabei bescheiden: Mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Einschränkungen in der Öffentlichkeit.