Rettungsinsel mit Livestream für bedrohte Vögel

Stand: 28.04.2024 11:49 Uhr

Sie wollen Strand und vor allem wollen sie Ruhe. Das finden die Vögel an unserer Küste immer weniger: Nach der Wende verschwanden mit dem Grenzstreifen auch ihre ungestörten Nistplätze an der Ostsee. Künstliche Inseln sollen helfen.

von Naïs Baier

Auf dem Hemmelsdorfer See in der Gemeinde Timmendorfer Strand bekommen die vom Aussterben bedrohten Flussseeschwalben Unterstützung: Seit 2017 installiert Jürgen Leicher vom BUND jedes Frühjahr sogenannte Brutinseln, schwimmende Pontons, auf denen eine Strandlandschaft imitiert wird: "Wir haben auch kleine Schutzhütten für die Küken, weil die natürlich aus der Luft angreifbar sind, von Greifvögeln und großen Möwen", erzählt Jürgen Leicher.

Ein Mann steht auf einem schwimmenden Strandbiotop. © NDR Foto: Nais Baier
Jürgen Leicher kümmert sich seit 2017 um die künstlichen Brutinseln auf dem Hemmelsdorfer See.

"Und hier liegt auch noch Schilf und alles Mögliche, was die Vögel im letzten Jahr von Land mitgebracht haben." Die künstlichen Brutinseln sollen das Überleben der Art unterstützen, denn Flussseeschwalben gelten als stark gefährdet und stehen auf der Roten Liste.

Nur wenig Küken überlebten

Etwa 15 bis 20 Vogelpaare brüten mittlerweile wieder auf dem Hemmelsdorfer See. Die standorttreuen Flussseeschwalben kehren nach ihrem Überwintern auf der Südhalbkugel immer an den gleichen Ort zurück, um ihre Küken aufzuziehen. So auch im vergangenen Jahr - doch dann sterben viele der Küken: "Wir wissen nicht genau, woran das lag. Vielleicht die Vogelgrippe?". In Zukunft will Jürgen Leicher das genauer beobachten und dokumentieren können - per Livestream von den Brutinseln.

Livestream von der Brutinsel

Zwei Flussseeschwalben (Sterna hirundo) fliegen über dem Gebiet von Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen. © picture alliance/dpa Foto: Patrick Pleul
Viele Küken der Flussseeschwalben verstarben im letzten Jahr. Die Ursache ist noch nicht geklärt.

Dafür hat die Firma Futuretechnik ein spezielles Kamerasystem entwickelt: Der Strom kommt über eine Solaranlage, per Mobilfunknetz kann Jürgen Leicher die Kamera mit dem Handy steuern und die Vögel in Echtzeit beobachten. "Das ist toll, man kann sogar ein bestimmtes Netz genauer beobachten." Jürgen Leicher ist begeistert. "So können wir unheimlich gut dokumentieren, was stattfindet: Wie viele Arten, welche Arten, wie viele Vögel werden flügge? Alles, ohne die Tiere zu stören." Den Livestream und die Bilder will Leicher auch für die Umweltbildung beim BUND nutzen und damit weiter dafür sorgen, dass die Flussseeschwalben geschützte Räume an der Ostsee finden.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 28.04.2024 | 19:30 Uhr

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