Inklusion: Rollstuhlgerechtes Segeln auf der Kieler Woche
Die "Henk de mol" ist ein Spezialumbau. Das Schiff wurde umgebaut und bietet Platz für Rollstullfahrerinnen und Rollstuhlfahrer. Das ist auf normalen Segelbooten sonst kaum möglich.
Auf den ersten Blick sieht die "Henk de mol" im Hafen von Schilksee wie ein ganz normales Segelschiff aus. Aber es fehlt etwas. Keine Kajüte, keine Plichtbänke. Dafür ist Platz für drei Rollstuhfahrerinnen und Rollstuhlfahrer an Bord. Und die warten auch schon auf dem Steg. Edda Gaedt, Ulrike Schöffler und die Segelweltmeisterin Nadine Löschke haben sich für das inklusive Segeln auf der Kieler Woche angemeldet.
Weltmeisterin im Inklusionssegeln mit an Bord
"Das ist toll", freut sich Ulrike Schöffler. Sie ist schon mal ein bisschen gesegelt, aber noch nicht viel. Ganz anders Nadine Löschke. Die Hamburgerin ist 2022 Weltmeisterin im Inklusionssegeln geworden. "Ich segele jedes Boot auf dem ich gut sitzen kann", sagt sie und ergänzt: "Das ist jetzt ein Boot, wo man mit seinem Rollstuhl drauf kann. Das hat natürlich eine andere Bedeutung für Menschen, für die es ein Problem ist, den eigenen Rollstuhl zu verlassen." Im eigenen Rollstuhl sitze man einfach am besten.
Hunderte Anrufe und nur drei Plätze
Nach eineinhalb Wochen waren die inklusiven Segelfahrten auf der "Henk de mol" ausgebucht. "Leider", sagt Sven Jürgensen. Er organisiert die Fahrten. Hunderte Anrufe hatte er für die Regatta-Begleitfahrten. Den meisten Interessierten musste er absagen. "Wir haben gemerkt, dass ganz viele Menschen Bedarf haben", sagt er. Viele interessiere, dass man das Wasser und das Segeln erleben könne, ohne Segelkentnisse zu haben.
Behindertenparkplätze am Hafen wären gut
Die "Henk de mol" gehört dem Verein "Inklusives Segeln für alle" aus Kaarst aus Nordrhein-Westfalen und ist nun für die KiWo nach Kiel gekommen. Zwischen all den Regattaboten in Schilksee bekamen Sven Jürgensen und sein Team einen Liegeplatz. Die Hafenmeister hätten sie super unterstützt, so Jürgensen. Nur ein paar mehr Behindertenparkplätze direkt am Hafen hätte er gerne.
Barrierefrei über die Kiwo
Auch an Land soll die Kieler Woche dieses Jahr besonders barrierefrei sein. Da geht es nicht nur um extra flache Kabelbrücken für Rollifahrer, Rollatoren und Kinderwagen. Es gibt auch das Buddy-Programm, einen kostenfreien Begleitservice für Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung. Und dieses Jahr gibt es bei manchen Konzerten und Veranstaltungen Gebärdendolmetscher, die Lieder für Hörgeschädigte übersetzen.
Gegenseitige Rücksichtnahme wichtig
Das sei alles schon ein gutes Angebot, findet Angela Baasch vom Beirat für Menschen mit Behinderungen. Sie selbst ist mit ihrem Rollator an der Hörn unterwegs. Was neben Angeboten der Kieler Woche viel mehr zur Inklusion beiträgt sei gegenseitige Rücksichtsnahme, findet sie.
Eine Rollstuhlfahrerin ist an der Kiellinie unterwegs - und relativ zufrieden in Sachen Barrierefreiheit. Es gebe aber einige Stände, die mit Rollstuhl schwer zu erreichen sind, weil sie hohe Kanten haben, sagt sie.
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) kennt diese Kritikpunkte. "Das gucken wir uns an", sagte er. "Ich freue mich sehr, dass wir uns dieses Konzept vorgenommen haben und dann messen uns Menschen auch an dem Anspruch. Das ist für uns dann Anspruch noch besser zu werden."
Mehr inklusives Segeln wäre "toll"
Auch die Segler in Schilksee würden gerne mehr inklusives Segeln anbieten, sagt Sven Jürgensen, während die "Henk de mol" noch über die Förde kreuzt. Das finden auch Edda Gaedt, Ulrike Schöffler und die Nadine Löschke: "Ein ganz toller Ausflug ist das."