Verein in Delmenhorst schenkt Grundschülern warmes Essen

Stand: 18.03.2024 06:37 Uhr

Der Verein "Stars for Kids" bietet in Delmenhorster Jugendhäusern ein warmes Mittagessen für 200 Grundschüler an - kostenlos. Fast hätte das Projekt beendet werden müssen, dann hat sich in letzter Minute ein Geldgeber gefunden.

von Birgit Stamerjohanns

An den Tag vor rund zehn Jahren, als der Verein "Stars for Kids" geboren wurde, kann sich Britta Burke noch ganz genau erinnern. Sie saß im Delmenhorster Wollepark auf einer Decke und hatte mit anderen Müttern üppig aufgefahren: ein Picknick mit Tupperdosen voller Rohkost, Brötchen, Obst. "Dann kam ein kleiner Junge vorbei und hat ganz sehnsüchtig auf das Essen geschaut", erinnert sich Burke. Auf die Frage, ob er auch etwas essen wolle, nahm der Junge ein kleines Brötchen, teilte es in fünf Teile und gab seinen Geschwistern jeweils ein Stück. Burke und ihren Freundinnen kamen die Tränen: "Die Kinder haben richtig Hunger gehabt." Sie durften sich dann satt essen - und die Idee zum Verein "Stars for Kids" war geboren.

200 Mahlzeiten in der Woche für Kinder

Kinder und Erwachsene beim Essen an mehreren Tischen © NDR Foto: Birgit Stamerjohanns
Gegen Ende des Monats steige die Nachfrage nach dem kostenlosen Mittagessen, berichten die Organisatorinnen.

Seit 2013 finanziert der Verein mit seinen rund 110 Mitgliedern, dass Delmenhorster Grundschulkinder nach der Schule ein kostenloses Mittagessen bekommen. Pro Woche werden rund 200 Mahlzeiten in sieben städtischen Jugendhäusern verteilt. "Wir merken, dass die Nachfrage ab dem 20. eines Monates steigt, weil zu Hause das Geld knapp wird", sagt Burke: "Es gibt in der Stadt richtige Armut." Ihre Vereinskollegin Tanja Fröhlich ergänzt: "Die Kinder sind dankbar, das wird immer wieder deutlich." Gekocht wird in einer Kirchengemeinde, das Rote Kreuz liefert die Mahlzeiten aus, die Diakonie organisiert und verwaltet das Angebot.

Finanzierung durch Konzerte, Feste, Second-Hand

Aber all das muss bezahlt werden. Der Verein "Stars for Kids" organisiert Konzerte und Feste, um Spenden zu sammeln. Außerdem betreibt er einen Second-Hand-Laden für Kinderkleidung, Ausstattung und Spielsachen. 25.000 Euro pro Jahr musste der Verein in der Vergangenheit aufbringen, um den Mittagstisch zu finanzieren. Die Stadt Delmenhorst hat keine Zuschüsse gegeben, wäre allerdings eingesprungen, wenn die Summe nicht durch Spenden erreicht worden wäre. Nun aber haben sich in diesem Jahr die Kosten für den Mittagstisch erhöht – der Verein muss 30.000 Euro an die Diakonie bezahlen, schließlich haben sich unter anderem Lebensmittel verteuert, Löhne sind gestiegen. Allerdings bürgt die Stadt nicht mehr, sollte der Verein die Summe nicht aufbringen können. Stattdessen hat die Stadt 5.000 Euro für den Kindermittagstisch fest im Haushalt vorgesehen - dieser ist allerdings noch nicht verabschiedet.

Unternehmer rettet Mittagstisch durch Spende

Kinder und Jugendliche beim Essen am Tisch © NDR Foto: Birgit Stamerjohanns
Dank einer Spende kann der Mittagstisch vorerst weiter bestehen.

"Kein Mensch kann sagen, ob wir es in diesem Jahr schaffen, 30.000 Euro an Spenden zu sammeln", erklären Burke und Fröhlich. Deswegen stand der Kindermittagstisch noch in der vergangenen Woche vor dem Aus, Mitarbeitern war bereits gekündigt worden. Bis sich ein Delmenhorster Unternehmer fand, der "nicht ertragen kann, dass bei den Kindern gespart wird" und dem Verein mit einer Großspende unter die Arme griff. "Wir konnten unser Glück kaum fassen, nun ist der kostenlose Mittagstisch erst einmal gerettet", freuen sich Fröhlich und Burke.

Mittagstisch für Grundschulkinder ein einmaliges Projekt

Nur zu gerne würde sich "Stars for Kids" mit ähnlichen Angeboten in Niedersachsen vernetzen. Allerdings ist das Projekt offensichtlich einmalig: "Wir kennen keinen anderen Verein, der kostenlose Mittagessen außerhalb der Schulen anbietet", sagt Burke. Auch Diakonie und Caritas sind derlei Projekte unbekannt, das Ministerium für Soziales kann ebenfalls nicht weiterhelfen. Die Vereinsmitglieder hoffen nun, den Mittagstisch noch in den kommenden zwei Jahren anbieten zu können – dann wird an den Grundschulen der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung eingeführt. Somit muss dann auch für ein Essensangebot direkt an den Schulen gesorgt sein. Freilich nicht kostenlos, allerdings bekommen Familien mit wenig Geld einen Zuschuss. Damit kein Kind mittags hungrig bleiben muss.

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